Gewerkschaftstag der IG Metall (POSITION #05/19)

veröffentlicht am: 2 Nov, 2019

POSITION: Was ist das Schwerpunktthema des Gewerkschaftstages? 

 Flo: Der Gewerkschaftstag setzt sich vor allen Dingen mit Transformationen in der Arbeitswelt auseinander. Darunter wird beispielsweise der Umbau in der Industrie in Bezug auf die Digitalisierung verstanden. Da geht es vor allem darum wie man damit umgehen soll, dass bestimmte Jobs wegfallen oder drohen wegzufallen. Spannend dabei ist, dass auch abgestimmt wurde Anträge als Material weiterzuleitenalso an den Vorstand zu übergeben, die eine Arbeitszeitverkürzung fordern, um den Produktivitätszuwächsen etwas entgegenzuhalten. Insofern halte ich es für wichtig, diese Debatte jetzt bei den Kolleginnen und Kollegen weiter voranzutreiben. Gleichzeitig spielt die Debatte rund um die Autoproduktion und Autoindustrie eine große Rolle. Das ist nachvollziehbar, da 800.000 Mitglieder der IG Metall in der Autoindustrie und Anrainerindustrien arbeiten. 

 

Es gab Neuwahlen zum Vorstand, wie ist das Ergebnis? 

Flo: Das wesentlichste Ergebnis ist, dass der erste Vorsitzende der IG Metall eine Zustimmung von 71 Prozent erreicht hat. Das ist für die Verhältnisse in der IG Metall nicht besonders gut. Verschiedene Medien haben dazu ja auch schon geschrieben und das als Schwäche der IG Metall ausgelegt. Aus meiner Sicht ist das eine Reaktion auf verschiedene Problemstellungen mit denen sich die Kollegen und Kolleginnen auseinandersetzen und mit der Wahl wurde die Unzufriedenheit mit der Arbeit des Vorstandes deutlich gemacht. Interessant ist, dass Urban, welcher links-sozialdemokratische Positionen vertritt, das beste Wahlergebnis aller Vorstandsmitglieder hatte. Das macht meiner Meinung nach deutlich, dass die enge Bindung an die SPD und an damit verbundenen Politikkonzepten in der Gesamtorganisation nicht mehr uneingeschränkt existiert und es durchaus die Bereitschaft gibt, da auch über Alternativen nachzudenken.  

 

Was könnte man besser machen? 

 Flo: Man hat festgestellt, dass in der Gesamtorganisation mehr und mehr festgestellt wird, dass die Sozialpartnerschaft von oben immer weiter aufgekündigt wird. Das Problem dabei ist meiner Meinung nach die weitverbreitete Ansicht, dass wir stärker werden müssenum die Sozialpartnerschaft wieder zurückzubekommen. Ich finde, das ist eine Illusion und es wäre aus meiner Sicht wichtig, diese Debatte zu nutzen, um aufzuzeigen, dass das Konzept Sozialpartnerschaft nicht funktioniert und der Klassengegensatz zwischen Kapital und Arbeit eben nicht irgendwie reguliert werden kann, sondern Erfolge gegen die Macht des Kapitals zu erringen sind und wir dafür eine Rückbesinnung auf klassische Klassenkämpfe brauchen. 

Auf dem Kongress hat sich ebenfalls gezeigt, dass Abweichungen von Tarifverträgen und Gesetzen nach unten keineswegs mehr so unumstritten sind wie das vor einigen Jahren noch der Fall war. Das macht durchaus Mut. 

 

Das Interview führte 

Davy, Halle 

 

Vom 06. Bis zum 12. Oktober fand in Nürnberg der 24. Ordentliche Gewerkschaftstag der IG Metall statt. Es sich um das höchste Entscheidungsorgan der Gewerkschaft, bei welchem fast 500 Delegierte neben der Wahl des Vorstandes auch die Satzung sowie die Gewerkschaftspolitik der nächsten vier Jahre festlegt. Flo (28) ist Mitglied der IG Metall und war auf dem Kongress als Gast anwesend.

 

 

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Dieser Artikel erschien in
POSITION #5/2019
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