Nicht wenige SchülerInnen haben die Schulschließungen als „Corona-Ferien“ abgefeiert und sich auf fünf Wochen nix tun eingestellt. Ganz schnell mussten wir aber merken, dass dem nicht so ist und dass „Homeschooling“ auch bedeutet, höheren Leistungsdruck und mehr Angst um den Abschluss und die Zukunft zu haben. Als es dann wieder hieß, dass die Schulen geöffnet werden sollen, waren viele SchülerInnen trotzdem dagegen. Das liegt zum einen daran, dass in den meisten Bundesländern die Abschlussprüfungen noch ausstehen und unter den Bedingungen, die das Corona-Virus diktiert, unmöglich stattfinden können. Dagegen rührt sich gerade in Baden-Württemberg Widerstand unter den SchülerInnen und ihren VertreterInnen in den SVen.
Aber auch in den übrigen Bundesländern wächst der Unmut unter der Schülerschaft. Sei es, wie in Baden-Württemberg, wegen den Abschlussprüfungen oder wegen der Angst, sich und andere in Gefahr zu bringen. Denn die wenigsten Schulen können die Hygienestandards einhalten, wobei die allermeisten das schon vor der Corona-Krise kaum konnten. Das liegt an der chronischen Unterfinanzierung des deutschen Bildungssystems: Toiletten, Waschbecken und Reinigungsfirmen kosten Geld, ausreichend große Räume ebenfalls. Das Geld wird im Kapitalismus allerdings lieber wo anders investiert als in der Bildung.
Potential für Widerstand groß
Auch in Nordrhein-Westfalen rührt sich Widerstand: Dort hat sich ein Bündnis „Schulboykott“ gegründet, das neben einer sofortigen Schulschließung fordert, „Schüler*innen sollen selbst entscheiden können, ob sie Prüfungen ablegen oder ein Durchschnittsabitur bekommen“. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert außerdem, dass aufgrund des ohnehin schon existierenden Lehrermangels „der Ausfall der Lehrkräfte aus Risikogruppen [nicht] abgefangen werden [kann] ohne die einsatzfähigen Kolleg*innen zu überlasten.“ Auch LandesschülerInnenvertretungen sprechen sich zum Teil gegen das Durchführen von Abschlussprüfungen aus und fordern bspw. stattdessen ein Durchschnittsabitur. Das Potential für Widerstand ist vielerorts groß, die Aussichten auf Erfolg allerdings gering, denn dem bürgerlichen Staat ist es völlig egal, was noch so viele SchülerInnenvertretungen, Gewerkschaften oder SchülerInnen sagen. Zumindest so lange wie wir diesen Protest nicht auf die Straße tragen und richtig Druck machen.
Ansätze, die fortgeführt werden müssen
All diese Ansätze für Widerstand unter SchülerInnen und LehrerInnen müssen aufgegriffen und das Bewusstsein verbreitet werden, dass ihre Gesundheit, ihr Abschluss und ihre Zukunft nicht primär aufgrund von „inkompetenten Politikern“ oder dem Corona-Virus in Gefahr sind. Es ist nicht das Virus, dass die Krise macht, sondern das System, auf das es trifft. Wir müssen selbst um kleine Verbesserungen, wie etwa bessere Hygienebedingungen, mehr Lehrpersonal, weniger Klausuren oder keine Benotung von „Homeschooling“ kämpfen. Diese Kämpfe können nur gemeinsam geführt werden.
Jonas, Landau