Moria – wenn die „europäische Werteunion“ Flüchtlingshilfe leistet

veröffentlicht am: 4 Jun, 2020
Über die Zustände an der EU-Außengrenze

Dass die Zustände in den Flüchtlingslagern an den europäischen Außengrenzen katastrophal sind, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Eines dieser Lager ist Moria auf der griechischen Insel Lesbos.
Moria, ein ehemaliges Militärgefängnis, sollte ursprünglich 3000 Geflüchtete beherbergen. Mittlerweile sitzen dort mehr als 20.000 Menschen fest, manche bereits seit Jahren. Fast die Hälfte davon sind Kinder. Eine riesige Siedlung aus Containern, Wellblechhütten und Zelten. An vielen Stellen im Lager kommt eine Toilette auf 200, eine Dusche auf 500 Menschen, es fehlt an warmem Wasser und die Toiletten sind häufig verstopft. Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ betreibt dort eine kleine Feldklinik speziell für Kinder, die zahlreiche Menschen täglich abweisen muss. Die Kinder leiden an Durchfällen, Hautkrankheiten und Atemwegserkrankungen als Folge der katastrophalen Lebensbedingungen. Auch die psychische Situation der Kinder macht den Helfern vor Ort sorgen. So erleiden viele in ihrer Zeit auf Lesbos weitere Traumata, die Zahl der Suizide und selbstverletzendes Verhalten steigt, kleine Kinder verlieren jegliche Lust am Leben.

Die europäische Antwort auf Hilferufe von Ärzten und anderen Helfern

In der EU sind diese Fakten bereits lange bekannt, doch eine menschenwürdige Lösung zu finden, scheint unmöglich zu sein. Statt den Menschen zu helfen, werden Polizei und Sicherheitskräfte ausgebaut, um die Lage in dem überfüllten Lager im Griff zu halten. Doch auch das reichte den rechten Kräften in den EU-Ländern nicht. So versammelten sich Nazi-Gruppen aus Deutschland und ganz Europa und reisten nach Griechenland, um den Sicherheitskräften beim „Grenzschutz“ unter die Arme zu greifen. Diese sogenannten „Bürgerwehren“ griffen Geflüchtete und freiwillige HelferInnen an, blockierten Straßen und Zugangswege in die Lager und hinderten überfüllte Flüchtlingsboote beim Anlegen. Viele HelferInnen fühlten sich nicht mehr sicher und konnten ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen. Das Aufgebot an Polizei und Sicherheitskräften war kaum ein Schutz für sie.

Die Corona-Pandemie und die europäische Großzügigkeit

Das überfüllte Lager und die hygienischen Bedingungen sind in der aktuellen Corona-Pandemie besonders gefährlich. Viele Hilfsorganisationen starteten Kampagnen, um vor allem die Kinder und durch Vorerkrankungen gefährdete Personen in Sicherheit zu bringen und auf die EU-Länder zu verteilen. Die Bundesregierung sicherte Maßnahmen zu, 1000-1500 Kindern zu helfen, eine Zahl, die laut der Hilfsorganisation Unicef viel gering sei und zu eng gefasste Aufnahmekriterien habe. Bisher hat Deutschland 47 Kinder aufgenommen, im Mai sollen weitere 50 nach Portugal evakuiert werden. Für die Spargelernte konnten hingegen im April 2020 40.000 ErntehelferInnen nach Deutschland gebracht werden, dafür wurde extra das Einreiseverbot gelockert. Doch die Politik darf nicht allein daran gemessen werden, ob sie mal 40 oder auch 300 Menschen aus den Lagern einreisen lässt, denn innerhalb kürzester Zeit sitzen dort die nächsten Menschen fest. Fluchtursachen müssen bekämpft und Lager abgeschafft werden. Wir brauchen humane Lösungen für Menschen auf der Flucht.

Josephine, Bochum

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