Von der Unter- zur Überproduktion
In der kapitalistischen Wirtschaftsordnung herrscht die „Anarchie der Produktion“, es wird zwar gesellschaftlich produziert, aber privat angeeignet. Wo jedoch nicht gesellschaftlich geplant wird, wo für den Profit einiger Weniger produziert wird, da kann nicht nach den Bedürfnissen der Gesellschaft geschaut werden, sodass das Rennen nach dem Maximalprofit für die Kapitalisten bestimmt, was und wie viel geschaffen wird.
Auf der anderen Seite war es im Zeitalter des Kapitalismus zum ersten Mal möglich, mehr zu produzieren, als die Gesellschaft insgesamt braucht. Während beispielsweise im Mittelalter (im Feudalismus) unter Krisen vor allem Kriege und Naturkatastrophen verstanden werden mussten, kommt es im Kapitalismus in regelmäßigen Abständen von zwischen 7 und 12 Jahren zu Überproduktionskrisen. Die Produktivkräfte entwickeln sich, die Produktivität wächst, die einzelnen Konzerne schrauben aber freilich nicht ihre Produktion runter, denn das hieße Gewinneinbußen. Sie nutzen die neue Produktivität aus, um sich kurzfristige Vorsprünge zu verschaffen, bis sich die Entwicklungen allgemein durchgesetzt haben. Der Maximalprofit ist das primäre Ziel der Monopolisten.
Was passiert in der Krise?
Naja, um es im BWL-Sprech zu sagen: Das Angebot ist größer als die Nachfrage. Ganz so einfach ist es aber doch nicht, denn die Nachfrage wäre schon da. In diesem Land leben zig Tausende, die keine Wohnung haben, geschweige denn jene, für die der Gang zum Supermarkt gefährlich nah an den finanziellen Ruin führt. Es ist also nicht die Nachfrage, die zu gering ist, sondern die Kaufkraft. In Krisenzeiten finden Massenentlassungen, Lohnkürzungen, verschärfte Konkurrenz statt. Während die Kapitalisten also zu viel produzieren, können sich zu Wenige leisten, was produziert wird. Das führt zur absurden Situation der Zerstörung von Waren, da es fürs Kapital nun mal günstiger ist, die Waren zu zerstören, als sie zu verteilen, denn dann wäre die Nachfrage ja noch geringer.
In der allgemeinen Krise des Kapitalismus seit dem ersten Weltkrieg nehmen die zyklischen Krisen immer zerstörerische Ausmaße an, wir erinnern uns an die Weltwirtschaftskrisen von 1929 und 2008. Doch auch das Kapital lernt und fand in der Vergangenheit verschiedene Wege, sich trotz der Krise zu bereichern. In Kriegen werden Produktionsmittel, also Fabriken, Maschinen, aber auch die Infrastruktur zerstört, die wieder aufgebaut werden müssen. Es eröffnen sich neue Märkte. Aber auch im Inland steuert das Kapital gegen, vor allem durch staatliche Subventionen für die Wirtschaft und den Abbau von Arbeitsrechten. Wir erinnern uns da beispielsweise an die „Abwrackprämie“, also eine massive Bezuschussung für den Kauf neuer Autos von Seiten des Staates, während die Hersteller den vollen Preis kassieren. Sehr akut ist auch die Einführung von erleichterter Kurzarbeitszeit und die Verlängerung der Arbeitszeiten. Um es kurz zu machen: Die Krisenfolgen werden auf die arbeitende Bevölkerung abgewälzt.
Max, Solingen