Coronakritik im Namen der Herrschenden

veröffentlicht am: 4 Aug., 2020

Nach Wochen der Einschränkungen werden immer mehr Regeln gelockert, der totale Log-Down ist mittlerweile schon länger Geschichte. Doch wochenlang konnte man neben den alltäglichen News zu Todes- und Infektionsraten, jeden Samstag die sogenannten „Hygienedemos“ beobachten.

Die Demos entwickeln ihre Mobilisierungskraft vor allem dadurch, dass sie ein Auffangbecken für auf unterschiedlichste Weise persönlich Betroffene bieteten. Das konnte der Senior sein, der seine Frau nicht mehr im Pflegeheim besuchen konnte, die Gastronomin, deren Restaurant vor der Pleite stand oder einfach eine Spinnerin, die davon überzeugt war, Corona sei eine Erfindung. Ob Attila Hiltmann oder Ken Jebsen, schnell hatten Rechte und Coronaleugner die Demos besetzt oder organisierten sie.

Auffällig war dabei, dass die sozialen Folgen der Maßnahmen, die vor allem die Arbeiterklasse treffen, kaum eine Rolle spielten. Auch Forderungen nach einem bedarfsorientierten Gesundheitssystem, besser ausgestatteten Schulen oder einer Abschaffung der angeblich zur Krisenbewältigung vorübergehend abgeschaffter Arbeitsrechte spielten keine Rolle. Auch der Widerspruch zwischen den harten Einschränkungen im privaten Raum einerseits und der Aufrechterhaltung des Zwanges, seine Arbeitskraft zu verkaufen, wird nicht thematisiert.  Stattdessen wurde das Virus als harmlos oder gar eine Erfindung abgetan.

Die Organisatoren der Demos vertraten vorallem die Interessen ruinierter Kleinbürger sowie von Teilen des Großkapitals etwa der Fleischindustrie oder der Systemgastronomie, die sich nicht in dem Maße wie beispielsweise die Autoindustrie auf Staatshilfen verlassen konnten und gleichzeitig auf den Einsatz zahlreicher Arbeitskräfte auf engem Raum angewiesen sind. Eine Differenzierung zwischen sinnvollen und nicht sinnvollen Maßnahmen fand nicht statt, stattdessen wurde pauschal das Ende aller Beschränkungen gefordert. Dem Staat konnte es Recht sein, während Linke Demos wie beispielsweise der Ostermarsch in Lüneburg oder der 1. Mai in Berlin von der Polizei attakiert wurden, durften die „Hygienedemos“ relativ ungestört agieren. Ihre Forderungen waren schließlich auch im Sinne der Banken und Konzerne, nämlich der Lockerung und Rückkehr zur Normalität.

Wozu das führt können wir in Gütersloh beobachten, wo Fließbänder müssen laufen, denn den Unternehmern geht es um Profit, die Gesundheit ihrer Arbeiter spielen dabei kein Rolle. Momentan ist die Bewegung stark zusammengeschrumpft, es ist aber zu befürchten, dass bei neueren Einschränkungen die Demos wieder wachsen werden. Es ist liegt dann an uns das die Forderungen der Schüler und Azubis, Arbeiterinnen und Arbeitern im Vordergrund stehen.

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