1932 erschien in der Sowjetunion Nikolai Ostrowskis erster Roman „Wie der Stahl gehärtet wurde“.
Während der Roman von vielen, nicht aber allen, bürgerlichen Medien als „stalinistischer Erziehungsroman“ abgestempelt und mutwillig vergessen wurde, war er in vielen sozialistischen Staaten fester Bestandteil des Schulunterrichts und erlebte sowohl in Buchform, als auch als Verfilmung eine enorme Beliebtheit. Doch worum geht es eigentlich?
Im Kampf für den Fortschritt
Kurz gesagt schildert „Wie der Stahl gehärtet wurde“ die Geschichte von Pawel Kortschagins, dessen frühe Jugend vom Elend des Zarismus geprägt ist, bis er sich dem Kampf der Bolschewiki für den Sozialismus anschließt. Er tritt der Roten Armee bei, kämpft in Budjonnys Reiterarmee gegen alle Spielarten der bürgerlichen Intervention während des russischen Revolutionskrieges, erleidet Krankheiten und schwere körperliche Einschränkungen und bleibt doch bis zum Ende Optimist. Die Handlung ist dabei stark von Ostrowskis eigenen Erfahrungen geprägt, jedoch nicht von diesen allein, denn dann wäre es ja kein Roman mehr. Pawel erlebt dabei auch die Konflikte in der Kommunistischen Partei und dem Komsomol mit, macht Fehler, korrigiert sie und steht letztlich immer auf der Seite des historischen Fortschritts. Manche Ansichten Pawels mögen uns dabei heute etwas übertrieben oder befremdlich erscheinen, doch ehe man darüber urteilt sollte man anerkennen: „Wie der Stahl gehärtet wurde“ schildert die Geschichte realer, konkreter Kämpfe für den Fortschritt und historischer Situationen. Es handelt sich also um einen Roman der Haltungen darstellt und ist kein abstraktes Lehrbuch.
Alte Laster und neue Konflikte
Eine neue Gesellschaft fordert auch neue Menschen, also die Aufhebung bürgerlicher Verhaltensweisen und Moralvorstellungen zugunsten sozialistischer. Pawel ist, wenn auch mitunter gemäß dem goethe´schen Motto „Es irrt der Mensch solang´ er strebt“, eine Figur, die zusammen mit ihren MitstreiterInnen die ersten Schritte zum neuen-Mensch-sein unternimmt. Die Konflikte im Menschen und zwischen den Menschen auf dem Weg zur besseren Gesellschaft werden thematisiert und viele dieser Konflikte begleiten auch die Geschichte der Staaten des sozialistischen Aufbaus. Dementsprechend können auch wir heute noch viel aus diesem über 80 Jahre alten Buch mitnehmen. Ostrowskis revolutionärer Optimismus und seine klare Absage an den Unsinn der These vom „natürlich schlechten Menschen“ sind ungeheuer motivierend und zeigen sich etwa im weit über die Grenzen der heutigen Leserschaft bekannten Zitat, das auch das Motto des Romans sein könnte: „Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges Mal gegeben, und nutzen soll man es so, daß einen die Schande einer niederträchtigen und kleinlichen Vergangenheit nicht brennt, und daß man sterbend sagen kann: Mein ganzes Leben, meine ganze Kraft habe ich dem Herrlichsten in der Welt, dem Kampf um die Befreiung der Menschheit gewidmet.“ Falls ihr es noch nicht getan habt schaut unbedingt mal rein
Max, Solingen
Dieser Artikel erschien in der aktuellen Position, dem Magazin der SDAJ.