Viel zu wenig, Viel zu spät
Gesundheitsminister Spahn nennt sie das „Herzstück der Pandemiebekämpfung“: die deutschen Gesundheitsämter.
Doch dieses Herz ist unterversorgt und wird zugleich zugestopft. Vielerorts kommen die Ämter nicht hinterher, rechtzeitig die Kontakte von corona-positiven Personen zu ermitteln. Da hilft auch nicht die Bundeswehrsoldatin, die neuerdings zur neuen „Corona-Heldin“ stilisiert wird, wenn sie in Uniform des Heeres im Behördenbüro sitzt und den Telefondienst übernimmt. „Bewaffnet mit Papier und Stift – und einer Checkliste zum Telefonieren“, weiß da der Deutschlandfunk den zivilen Inlandseinsatz zu pathetisieren.
Selbigem Funk steckt eine sozialmedizinische Assistentin: „Es kommt schon vor, dass wir so wie gestern zwei Stunden länger geblieben sind, weil wir halt einfach noch Kontakte nachverfolgen müssen, wollen.“
Militäruniformierte sollen mehr und mehr zum Alltagsbild werden und die KollegInnen in den Ämtern schieben Überstunden, während wieder oder immer noch hunderttausende Studierende ohne Einkünfte sind. In Städten wie Frankfurt (Main) und Hamburg gibt es Studien zufolge für Studis nicht einmal die Hälfte an Jobs wie sonst.
Statt ihnen einen Job und ein anständiges Gehalt zu geben, wird lieber bei der Bekämpfung des Virus gespart. Auch an Tests mangelt es trotz besseren Wissens. Dass die Kurve in den Wintermonaten wieder steigen würde, wusste die Regierung nur zu gut. Die Hürden, überhaupt getestet zu werden, sind für Millionen Menschen riesig, während ein kleines Land wie Kuba es sogar schon wieder schafft, TouristInnen ins Land zu lassen, da die Regierung sich um genug Tests gekümmert hat.
Dass die deutschen Ämter systematisch kaputtgespart wurden, wussten Spahn und Co. Und gejuckt hat es sie bisher wenig.
Die 5.000 neuen Stellen, die sie bis Ende 2022 schaffen wollen, sind dabei viel zu wenig und kommen viel zu spät.
Mehr zum „Lockdown light“: https://www.sdaj.org/2020/11/18/der-aktuelle-lockdown-schuetzt-die-profite-nicht-die-gesundheit-der-menschen/