FMC-eine Massenorganisation von Frauen
Während der Zeit der Fremdbesetzung war das Leben der Frauen von ökonomischer Abhängigkeit gezeichnet und an das häusliche Leben gebunden. Es war keinesfalls üblich, dass junge Frauen das Haus ohne Erlaubnis des Vaters verlassen konnten. Unter dem von den USA hofierten Diktator Batista tobte sich die organisierte Kriminalität aus Glücksspiel, Drogen, Geldwäsche und Prostitution auf Kuba aus, nicht umsonst wird häufig davon gesprochen, dass Kuba das „Bordell der USA“ gewesen ist. Schon in den ersten Unabhängigkeitskriegen haben sich zahlreiche Kubanerinnen organisiert und beteiligt. Nach dem Sieg der Revolution 1959 war der Kampf der Frauen noch lange nicht vorbei und sie waren mit zahlreichen Problemen konfrontiert. So haben sich zum Beispiel viele kubanische Männer gegen die Erwerbstätigkeit von Frauen ausgesprochen. 1960 wurde auf Initiative von Vilma Guillois der FMC (Vereinigung der kubanischen Frauen) aus bereits vorher existierenden Frauenorganisationen, die gegen Batista gekämpft hatten, gegründet. Die FMC ist Teil der Nationalversammlung der jungen, sozialistischen Republik und konnte so von Anfang an Einfluss auf Gesetze und politische Entscheidungen nehmen. Heute sind in der FMC fast 4 Millionen Kubanerinnen organisiert. Ihre Zielstellung ist es, die berufliche und soziale Partizipation der Frau in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sicherzustellen und Diskriminierungen zu verhindern.
Häuser der Beratung für Frauen und Familien
Um ihre Ziele zu verwirklichen, betreibt der FMC „Casas de la Orientación a la Mujer y la Familia“ (Haus der Beratung für Frauen und Familien). Diese Einrichtungen stellen Orte der Weiterbildung, Beratung und Diskussion dar. Es geht um Frauengesundheit, Fortbildungen zu bestimmten Berufen, Hilfen zur Erziehung und Schulvorbereitung und auch politische Aktivitäten, so zum Beispiel zum Entwurf der neuen Verfassung, nach der auch Homosexuelle heiraten dürfen. Durch Kampagnen des FMC gelingt es immer wieder, Themen wie häusliche Gewalt und sexuelle Belästigung in die Öffentlichkeit zu rücken. 2016 führte Kuba eine Studie zu den Geschlechterverhältnissen durch mit dem Schwerpunkt auf Gleichberechtigung und der Lage von Homosexuellen auf Kuba. 77 Prozent der Kubaner finden, dass Homosexuelle die gleichen Rechte haben sollen wie Heterosexuelle. 1988 teilten nur 23,3 Prozent diese Aussage. Dennoch offenbarte die Studie, dass weiterhin mehr Männer Homosexualität ablehnen und häusliche Gewalt weiterhin ein großes Thema auf Kuba ist.
Sozialismus und die Frauenfrage
In Kuba stellen Frauen heute über die Hälfte der Parlamentsabgeordneten, über die Hälfte der technischen Arbeitskräfte und über 60 Prozent der Universitätsabsolventen. Diese Errungenschaften sind nicht selbstverständlich. Die sozialistische Produktionsweise auf Kuba stellt die Grundlage zur ökonomischen Gleichheit der Geschlechter dar. Von Anfang an wurde im sozialistischen Kuba die Frauen- und Geschlechterfrage politisch integriert. Wenn dort von Lohnunterschieden zwischen Mann und Frau erzählt wird, können die KubanerInnen nur lächeln. Dennoch lösen sich Geschlechterrollen nach einer sozialistischen Revolution nicht einfach in Luft auf. Hierfür benötigt es die Selbstorganisation der Betroffen, die gemeinsam mit und in der Gesellschaft agieren und Themen wie Kindererziehung, Gesundheit, Gewalt und Geschlechtergerechtigkeit aus dem privaten in die Gesellschaft verschieben und politisch thematisieren.
Josephine, Bochum