Explodierende Corona-Fallzahlen, chaotisches Krisenmanagement, steigender Leistungs- und Arbeitsdruck und ein „nie dagewesenes Ausmaß an Erschöpfung“ – die französischen LehrerInnen sowie ihre Schützlinge haben allen Grund ihre Wut auf das kapitalistische Bildungssystem auf die Straßen zu tragen. Dem vereinten Ruf von 11 Gewerkschaften folgen seit dem Ende der Winterferien Zehntausende überlastete und streikbereite KollegInnen in einen landesweiten Ausstand. Der Streik wurde zudem – historisch und gewinnbringend – vom Elternvertreterverband FCPE sowie durch die Schülervereinigungen unterstützt. In Frankreich wütet Omikron: bei einer 7-Tage-Inzidenz von 3000 ist die Bildungslandschaft zum Hotspot verkommen – in einer Woche wurden 50.000 SchülerInnen positiv getestet, 6000 Erzieherinnen und Erzieher mussten ihre Arbeit niederlegen und 10.000 Schulklassen sind geschlossen. Wie die Pariser Tagespresse im Angesicht einer 80.000 Personen zählenden Großdemonstration schrieb, seien die im Bildungssektor arbeitenden Menschen durch ein „zur Hölle gemachtes“ Bildungssystem auf die Straße getrieben worden.
Zwar regierten die politischen Statthalter per Parlamentsbeschluss mit etwaigen Verschärfungen der Maßnahmen wie dem vieldiskutierten Beschluss zu einer Impfpflicht oder der Verschärfung der Maskentragepflicht in den Schulen – jedoch kritisieren die Gewerkschaften die getroffenen Maßnahmen als „ungenügend“, bemängelten fehlende Instrumente zum pandemiesicheren Schulbetrieb und skandalisierten, die teilweise täglich wechselnden, verwirrenden Anweisungen. Am 10. April ist die Republik Frankreich an die Wahlurnen gerufen, finale Phase – die Gewerkschaften und die Beschäftigten tun gut daran insbesondere in dieser Zeit den Druck zu erhöhen – die Streikzahlen drücken den Willen zum Widerstand gegen die herrschende Politik deutlich aus. Demnach streikten zwischen 62 Prozent (Gymnasium) und 75 Prozent (Grundschule) der Beschäftigten. Von den 48.950 Bildungseinrichtungen des Landes hatte jede zweite geschlossen bleiben müssen!
Die „linke“ Sozialdemokratie unter Jean-Luc Melenchon oder die Kommunistische Partei von Frankreich (PCF) unterstützten den Streik solidarisch. „Dieser Streik richtet sich nicht gegen das Virus, sondern gegen eine Form der Verachtung für die Pädagogen“, gab ein Gewerkschafter der CFDT zu Protokoll. Die Parallelen zum gewollten, staatlich-kapitalistischen Versagen im Bildungsbereich in Deutschland sind frappierend – die französische Arbeiterklasse hat ihre Antwort gefunden!
Solidarität mit den Streikenden in Frankreich!
Hoch die internationale Solidarität!