Franky pass mal auf jetzt…
Du bist also der Meinung, dass Jugendliche nach der Schule verpflichtend erstmal eine Runde, etwa in sozialen Berufen oder auch bei der Bundeswehr, arbeiten sollen, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben und den Gemeinsinn zu stärken.
Erstens: Das sind große Worte für jemanden, der in einem Schloss wohnt (wtf) und ansonsten vor allem repräsentative Aufgaben übernimmt wie ein zweitklassiger Schlagersänger bei einer Baumarkteröffnung.
Zweitens: Was sollen wir denn bitte zurückgeben? Dass wir jahrelang ohne Zukunftsperspektiven dafür aber mit Leistungsdruck in kaputten Schulen saßen? Dass jegliche Angebote für uns Jugendliche in den Bereichen Sport und Kultur gestrichen wurden? Dass viele von uns in Armut und Hartz4 aufwachsen? Dass wir das kaputte Weltklima und den drohenden dritten Weltkrieg ausbaden müssen?
Ihr vergiftet seit Jahrzehnten mit eurer menschenfeindlichen Politik das soziale Klima in Deutschland und jetzt soll die Jugend mit unbezahlter oder schlecht bezahlter Arbeit diesen Karren aus dem Dreck ziehen.
Das wollen wir so nicht!
Die Verhältnisse dieser Gesellschaft entstehen aus den Gegebenheiten, in denen wir leben. Seit Jahren erleben wir eine massive Entsolidarisierung und Individualisierung der Menschen. Verantwortlich dafür ist das Konkurrenzverhältnis, in dem die Menschen durch die kapitalistische Produktionsweise zueinander stehen. Der Sparzwang in allen Bereichen, die sich für die Profitlogik nicht eignen, hat den selben Ursprung. Dazu kommen Gesetze wie Hartz4, die diese Verhältnisse noch verschärfen und zugleich die ideologische Funktion haben eine Zielgruppe zu schaffen, um gesellschaftlich nach unten zu treten.
Dass die Forderung jetzt wieder kommt, ist nicht ganz zufällig. Ein verpflichtendes Dienstjahr hätte katastrophale Auswirkungen auf die Löhne und Arbeitsplätze in sozialen Berufen. Denn: Wenn man Jugendliche verpflichtet, braucht man keine teure Fachkraft einzustellen. Ebenfalls wird die Qualität der Arbeit den Bach runter gehen. Einen verpflichtenden Dienst an der Waffe bei der Bundeswehr ist die Alternative zu dem Einsatz in den sozialen Diensten. Bei der Bundeswehr ist seit der Abschaffung der Wehrpflicht Nachwuchsmangel. Für die Profite der deutschen Konzerne als Kanonenfutter zu dienen, ist keine Perspektive für die Jugend, egal wie gut ihr es verkaufen wollt.
Die Probleme in unserer Gesellschaft und insbesondere unsere, die der Jugend, lassen sich durch eine Verpflichtung als billige Arbeitskraft nicht lösen. Es macht unsere Probleme nur schlimmer.
Richtige Schritte für die wesentlichen Probleme sind:
• Eine Ausbildungsplatzgarantie und eine Ausbildungsvergütung, die für ein eigenständiges Leben reicht
• Ein elternunabhängiges Bafög für alle Studierenden
• Aufwertung und bessere Bezahlung aller sozialer Berufe
• Keine 100 Milliarden für das Militär, sondern für unsere Schulen, Unis, das Gesundheitssystem, Vereine und unsere Freizeit
• Der gemeinsame Kampf von allen Unterdrückten für ihre Interessen. In der praktischen Solidarität liegt die Überwindung der entsolidarisierten Gesellschaft.
Die Jugend dieses Landes braucht eine Perspektive für eine Zukunft in Frieden und sozialer Sicherheit. Dafür müssen wir uns organisieren, denn der Onkel in seinem Schloss wird uns nicht weiterhelfen!