In allen öffentlichen Einrichtungen gilt: Frieren gegen Putin und für den NATO-Sieg. Seit August heißt es: Thermostat auf 19 Grad, auch in Schulen und Universitäten. Aber Moment! So kalt sind 19 Grad ja nun nicht, warum also beschweren wir uns darüber? In den meisten Schulen ist die technische Umsetzung dieser Verordnung nicht möglich, da zum Beispiel so etwas wie Thermostate in den einzelnen Räumen gar nicht vorhanden sind. Es lässt sich also nur die Zentralheizung herunter- oder ausstellen, was als Konsequenz reihenweise unterkühlte Klassenzimmer hat. Außerdem muss aufgrund von Corona noch immer regelmäßig gelüftet werden. SchülerInnen können sich also auf ein weiteres Jahr auf dicke Jacken im Klassenzimmer einstellen.
Wir frieren – Konzerne profitieren
Dabei wird so getan, als müssten wir alle jetzt eben auf „Luxus“ (wie z.B. warme Räume) verzichten, damit Deutschland durch den Winter kommt. Ideologisch geht es also um die Festigung der „wir sitzen alle im selben Boot“ – Mentalität, und in letzter Konsequenz um eine Festigung der geschlossenen Heimatfront in Kriegszeiten, in Form einer „Gemeinsam durch die Krise“ Verklärung. Dass wir allerdings je nach Klassenzugehörigkeit unterschiedlich gut durch die Krise kommen, wird dadurch gezielt ignoriert. In den Villen der Monopolherren und im Kanzleramt wird in diesem Winter sicher weder gefroren noch gehungert – das ist Aufgabe der arbeitenden Klassen.
Der Skandal an den 19 Grad sind also nicht die 19 Grad an und für sich. Es ist die Frechheit der Herrschenden, die Krisenlasten auf uns abzuwälzen und gleichzeitig was vom „selben Boot“ zu labern. Uns ist klar: wir müssen frieren, damit sie profitieren. Gegen die 19 Grad, gegen das Frieren im Klassenzimmer, lässt sich nur kämpfen, wenn man diesen Hintergrund berücksichtigt. Der Kampf muss eingebettet werden in einen Kampf gegen die Abwälzung der Krise auf unseren Rücken und damit gegen die Preissteigerungen und die Kriegshetze der deutschen Regierung. Die 19 Grad sind dabei nur ein kleiner Bestandteil eines breiten Angriffs der Monopole auf die Werktätigen.
Schwerwiegendere Auswirkungen spüren wir, wenn die Strom- und Gasnachzahlungen im Briekasten liegen, die Inflation unseren Lohn frisst und wir uns zuhause für Hungern oder Frieren entscheiden müssen. Doch auch wenn es vermeintlich nur um Kleinigkeiten geht, lässt sich in Aktionen gegen das Frieren der Charakter des Staates und die Verlogenheit der „Gemeinsam durch die Krise“ Propaganda aufzeigen.