Die letzte Woche war die Aktionswoche Wissenschaft des DGB. In vielen Städten waren dazu Kundgebungen und Demos wie z.B. in Dresden. Die Arbeitsbedingungen in Forschung und Lehre sind dank hohem Leistungsdruck, Konkurrenz und Kettenbefristungen alles andere als gut. Der Entwurf des Bundesministeriums für die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetz enthält nun eine Post-Doc-Phase von 4 Jahren mit der Möglichkeit, diese um 2 Jahre zu verlängern, bis eine Entfristung möglich wird – ganz im Sinne der Arbeitgeber. Beschäftigtenvertretungen wie die GEW fordern, Post-Docs bereits nach 1-2 Jahren verlässliche Perspektiven über eine Entfristungszusage zu geben.
Das ist bitter nötig, denn die Situation ist schon jetzt katastrophal: Mehr als 80% der Hochschulbeschäftigten haben nur befristete Verträge und werden auf Honorarbasis statt nach Tarif bezahlt, was im Zusammenhang mit dem seit zwei Jahrzehnten systematisch betriebenen Stellenabbau an den Universitäten und Hochschulen eine massive Arbeitsverdichtung bedeutet. Das Betreuungsverhältnis macht diese Notlage deutlich: Im Schnitt ist ein/e ProfessorIn inzwischen für die Betreuung von 60 Studierenden verantwortlich!
Auf Seite der Studierenden sieht es nicht besser aus: Der Zugang zur Hochschule ist allzu oft vom Geldbeutel abhängig, Zulassungsbeschränkungen wie der NC erschweren die Aufnahme eines Studiums zusätzlich. Haben wir einen Studienplatz ergattert, müssen Semestergebühren und Zweit- oder Langzeitstudiengebühren bezahlt werden. Finanzielle Förderung wie BaföG ist an die Regelstudienzeit gekoppelt und außerdem viel zu niedrig, um die immer weiter steigenden Preise, Mietkosten und Mensapreise zu bezahlen. Wir müssen in vollen Seminaren Stoff lernen, der vor allem auf die Bedürfnisse unserer zukünftigen Arbeitgeber ausgerichtet ist und um Leistungspunkte zu ergattern – um Freude am Lernen und eine umfassende Bildung geht es hier nicht.
Bildungsunterfinanzierung, Personalmangel, schlechte Arbeitsbedingungen und Leistungsdruck sind alle verschiedene Seiten derselben Medaille – Bildung im Kapitalismus, wo das Geld für Panzer statt für Bildung ausgegeben werden soll und die Inhalte immer mehr auf Verwertbarkeit am Arbeitsmarkt zugeschnitten werden. Wir wollen für frei zugängliche, kostenlose und umfassende Bildung in unserem Interesse kämpfen – gemeinsam mit Schülern, Azubis, Studierenden, Beschäftigten und den Gewerkschaften.
Du interessierst dich weiterführend für unsere Positionen und Forderungen zum Hochschulbereich? Wir haben unsere hochschulpolitischen Forderungen gerade aktualisiert – schreib uns gern!