Tagebuch der SDAJ-Brigade nach Kuba. Teil 2
25 SDAJlerinnen und SDAJler befinden sich zur Zeit auf einer Solidaritätsbrigade in Kuba. In UZ berichten sie von ihren Eindrücken und Erlebnissen. Natürlich stehen die Brigadistinnen und Brigadisten nach ihrer Rückreise für Veranstaltungen zur Verfügung, um hautnah von der aktuellen Situation in Kuba zu berichten. Anfragen an info@sdaj-netz.de oder redaktion@unsere-zeit.de.
Eine Woche konnten wir nun schon die sozialistische Insel mit all ihren Facetten kennen lernen. Immer an unserer Seite die Vertreterinnen und Vertreter der lokalen Organisationen des Jugendverbandes UJC, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen und unsere tausenden Fragen beantworten.
Nach einem entspannten Einstieg in der vergangenen Woche starteten die folgenden drei Tagen mit inhaltlichen Konferenzen zur US-Blockade, dem Medienkrieg gegen Kuba, Menschenrechten sowie dem Familiengesetz und waren voller spannender Diskussionen. Die „Escuela Solidaridad con Panamá“, eine Schule für Kinder mit Behinderungen, hat uns gezeigt, wie viel menschlicher Kuba ist als Deutschland. Die Direktorin hat uns erklärt, dass das Wichtigste ist, den Kinder beizubringen, dass sie Schwierigkeiten überwinden können und es niemals heißt „Das kann ich nicht“.
Am Mittwoch haben wir ein Nachbarschaftsprojekt besucht, das Kindern und Jugendlichen Tanz, Theater, Musik und Kultur näherbringt. Es ist vollkommen ehrenamtlich geführt und ein wichtiges Zentrum für die Nachbarschaft.
Am Donnerstag wurde es richtig neu für uns, denn der Tag war nicht geprägt von Konferenzen oder Besichtigungen: Stellt euch vor, ihr habt einen Arbeitstag von 7 bis 13 Uhr, dürft euren Chef selbst wählen, kocht für euch und die Nachbarschaft des Betriebs kostenloses Essen aus den selbst produzierten Lebensmitteln und könnt mitbestimmen, was produziert wird.
Klingt unvorstellbar? Ist aber Realität auf Kuba! Unsere Brigade wurde herzlich im Stadtgarten in Havanna empfangen, in dem genau das Realität ist. Stadtgärten wie diesen gibt es überall auf Kuba, sie produzieren ökologische Lebensmittel, die gerecht verteilt werden. Trotz der brütenden Hitze haben die Genossinnen und Genossen fleißig mit angepackt. Dabei haben wir mit den Beschäftigten geredet und auch ein Interview mit dem Präsidenten von 41 solcher Stadtgärten geführt. Die Arbeiterinnen und Arbeiter dieser Stadtgärten bestimmen in Vollversammlungen mit der Belegschaft anderer Betriebe ihren Präsidenten selbst, diskutieren über ihren Produktionsplan und können an Entscheidungen über Arbeitszeiten teilhaben. Das Ergebnis unseres Arbeitseinsatzes konnten wir direkt kosten. Der Garten ist nämlich unter anderem auch Zulieferer für die Unterkunft, in der wir gerade wohnen.
Nach einer schnellen Dusche ging es dann auch schon weiter nach Havanna ins Zentrum Fidel Castro. Neben den vielen Inspirierenden Zitaten von Fidel und José Martí haben wir viele neue Informationen über Fidels Lebenswerk erhalten können.
Auch den Freitag verbrachten wir damit, uns neues und viel tiefer gehendes Wissen zur Geschichte Havannas und der Revolution zu erschließen. Begonnen haben wir mit dem Besuch im „Memorial de la Denuncia“, dem Nationalmuseum, danach folgte eine umfassende Stadtführung durch die Altstadt von Havanna und ein Besuch des Platzes der Revolution.
Auch an diesem Tag haben wir wieder medizinische Spenden an eine Klinik geben können. Wie notwendig diese sind, zeigte uns die Leiterin der Klinik: Ihr kamen bei der Erklärung, wie wichtig unsere Solidarität und Unterstützung für die Menschen dort sind, die Tränen. Beim Mangel an Medikamenten zeigt sich eindeutig die tödliche Absicht hinter der US-Blockade.
Samstag haben wir dann einen Gang zurückgeschaltet, um uns nach einer langen und ereignisreichen Woche etwas zu erholen und auf die bevorstehende Reise Richtung Santiago de Cuba vorzubereiten. Hier werden wir am 26. Juli (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe von UZ) den 70. Jahrestag der Revolution gemeinsam mit vielen tausenden Menschen feiern.
Doch bevor es ans Feiern geht, hatten wir die einmalige Gelegenheit, die Kraft und Ausstrahlung des Che-Denkmals in Santa Clara erfahren zu können, haben Villa Clara besucht und bei 33 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit die vielen Stufen des Capiro-Hügels erklommen, um uns das Denkmal für Che und die fantastische Aussicht anzuschauen. Vollkommen fertig sitzen wir nun schon seit knapp 12 Stunden Reise im Bus auf den Weg Richtung 26. Juli.
Davon berichten wir dann aber nächste Woche. Jetzt wollen wir erst mal ankommen, um direkt ins Bett zu fallen.