Als um kurz nach Mitternacht am 25. April 1974 „Grândola, Vila Morena“ im Radio erklingt, haben in Portugal die letzten Stunden des Faschismus geschlagen. Es ist das Signal des Umsturzes – der Nelkenrevolution.
Mit dem Militärputsch 1926 wird António de Oliveira Salazar die vermeintliche Macht angetragen durch die herrschende Klasse von Portugal. Unmittelbar nach dem Putsch wird die kommunistische Partei Portugals, die PCP, verboten und der Weg für den „Estado Novo“ bereitet. Mit dem „Estado Novo“ – dem „Neuen Staat“ beginnt die längste faschistische Diktatur, geprägt von miserablen Arbeitsbedingungen, Hungerlöhnen, Aufrüstung und Kolonialismus. So wird die faschistische Diktatur Portugal 1949 NATO-Gründungsmitglied.
Die Guerillaaktionen und Befreiungskriege in portugiesischen Kolonien wie in Angola und Guinea-Bissau in den sechziger Jahren gehen nicht spurlos am faschistischen Regime vorbei: Um seine Kolonien zu erhalten, wurden zu militärischen Höchstleistungen aufgefahren. 13 Jahre Kolonialkrieg erfordern 40 bis 50 % der portugiesischen Staatsausgaben sowie 80 % der Armee in den zu unterdrückenden Gebieten. Als 1972 Guinea-Bissau seine Unabhängigkeit erklärt, ist der Startschuss für den organisierten Widerstand durch die Soldaten und Offiziere gesetzt.
„Grândola, vila morena“, ein Kampflied der Landarbeiter setzt in der Nacht des 25. April das Zeichen für die Umstellung des Regierungsviertels in Lissabon. Die Bewegung der Streitkräfte (MFA) besetzt den Flughafen, sowie Radio/TV-Stationen und die Nationalbank. Die Revolution erfährt große Unterstützung durch die Bevölkerung mit der Aussicht auf ein neues, selbstbestimmtes Leben. Um ihre Solidarität und ihren Dank zum Ausdruck zu bringen, verteilen die Anwohner Nelken an die Widerstandskämpfer, die diese in die Läufe ihrer Gewehre stecken. So zwingt die MFA, ohne auch nur einen Schuss abzusetzen, das faschistische Regime in die Knie.
Die Nelkenrevolution erkämpfte einzigartige Errungenschaften in einem westlichen Imperialismus und NATO-Staat. Sie öffnete die Tür für einen sozialistischen Prozess: Monopolkonzerne wurden enteignet, Schlüsselsektoren wie Banken, Eisenbahn und Rundfunk wurden verstaatlicht.
Wir erinnern exakt 50 Jahre später daran: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Hoch die internationale Solidarität!