Allianz Chef fordert Karenztag
Soll man in Zukunft für Krankheit bezahlen müssen? Das CEOs öfters arbeiterfeindliche Forderungen stellen ist bekannt, aber selten war die gelebte Respektlosigkeit gegenüber der arbeitenden Bevölkerungsschicht so klar zu erkennen: Oliver Bäte, der Vorsitzende der Allianz Versicherung, forderte bei einem Interview mit dem Handelsblatt, dass der erste Tag bei Krankmeldungen einfach nicht mehr bezahlt werden soll.
Nur für den Kontext: Pro Stunde verdient Bäte fast 4.000 Euro Zwischen 2022 und 2023 erhöhte sich Bätes Gehalt um zehn Prozent. Sein Jahresgehalt lag damit bei 7,47 Millionen Euro. Mit dieser Forderung ist er Zustimmung gestoßen. Im Klartext bedeutet dies, dass Arbeitnehmer die Kosten für durch Krankheit entstandenen Ausfall selbst von ihrem Lohn bezahlen müssen. Deutschland sei mittlerweile “Weltmeister bei den Krankmeldungen” und “wir brauchen eine Debatte darüber, was wir uns in einer alternden Gesellschaft noch leisten können.”
Ein Angriff auf die erkämpfen Rechte der Arbeiter
Den Karenztag gab es schonmal in Deutschland doch dieser wurde (zum Glück) in den 1970ern abgeschafft. Eine komplette Lohnfortzahlung im Falle von Krankheit ist nichts, was es immer gab. Die Abschaffung ist aber nicht vom Himmel gefallen, sie ist dadurch entstanden, dass sich Arbeiter unter anderem in Gewerkschaften für ihre Interessen organisiert haben, welche sich zu einer Abschaffung des Karenztages durchgesetzt haben. Die mögliche Wiedereinführung würde einen Rückschritt im Thema Arbeiterechte darstellen, was zukünftigen Beschneidungen Tor und Tür öffnet.
Krank durch Arbeit
Das Gejammere über den Krankenstand in Deutschland innerhalb der bürgerlichen Medien ist nicht zu überhören und die Erklärungsversuche sind so vielfältig wie widerlich: Die Leute oder besonders die heutige Jugend sei “zu faul”, man lebe in einer “Wohlstandsgesellschaft” und würde nur Sozialleistungen ausnutzen, die man gar nicht “verdient hat”, …
Als Arbeiterjugend widersprechen wir: In keinem von diesem Artikel wird man lesen, dass die Arbeitsbelastung des durchschnittlichen Arbeitnehmers weiter angestiegen ist, was natürlich nicht die Gesundheit oder Genesung fördert. Das System und dessen Maxime, nach dem immer mehr in immer weniger Zeit mit immer weniger Leuten produziert werden muss, machen uns krank!
Krank sein oder Miete zahlen?
Doch wer würde von einer solchen Änderung am meisten betroffen sein? Wie immer im kapitalistischen System sind es die Geringverdiener, bei denen jeder Euro im Monat zählt. Eine Wiedereinführung des Karenztages würde dazu führen, dass sich jeder 3mal überlegt, sich lieber von einer Krankheit zu erholen oder krank weiterzuarbeiten und sich damit selbst oder auch andere (wie z.B. im Krankenhaus) zu gefährden.
Aber auch Arbeitnehmer in nicht so prekären Lagen werden dadurch ermutigt trotz Arbeitsunfähigkeit zu arbeiten, was auf lange Sicht das Sozialsystem und damit den Steuerzahler mehr belastet als einfach seine Krankheit auszukurieren. Diese Forderung ist nicht nur menschenfeindlich, sondern würde auch zu mehr längerfristigen Erkrankungen führen.
Zusammen gegen Sozialstaatsabbau & Beschneidung von Arbeiterrechten
Wir sagen zu diesem Vorschlag zu Herr Bäte: “Sach mal hackt´s? Krank = Lohnfortzahlung!”. Eine Änderung der Lohnfortzahlungsregelung ist für uns nicht verhandelbar! Die Debatte um den Abbau der Arbeitnehmerrechte darf nicht kampflos vorrübergehen und sollte für jeden Arbeitenden ein Apell sein, sich z.B. in Gewerkschaften zu organisieren um für seine/ihre Interessen zu kämpfen. Zu lange lassen wir es uns gefallen, dass sicher geglaubtes uns wieder weggenommen wird. Was kommt als nächstes? Samstag wird ein normaler Arbeitstag? 60h ganz normaler Wochendurchschnitt? Kommt in die Gewerkschaft und werdet aktiv!