Amílcar Cabral war einer der bedeutendsten Personen des antikolonialen Kampfes in Afrika. Er war Marxist, kämpfte sein Leben lang entschieden für die Unabhängigkeit von der portugiesischen Kolonialmacht – und wurde dafür von der portugiesischen Geheimpolizei ermordet.
Amílcar Cabral wurde am 12. September 1924 im damaligen Portugiesisch-Guinea, heute Guinea-Bissau, geboren. Bei seinem Studium in der Hauptstadt der Kolonialmacht, in Lissabon, lernte er die Angolaner Agostinho Neto und Mario de Andrade, den Mosambikaner Eduardo Mondlane und den Martiniquaner Frantz Fanon kennen, die alle zu Führern des antikolonialen Befreiungskampfs wurden. Nachdem Amílcar nach seinem Studium aus Guinea fliehen musste, gründete er in Angola gemeinsam mit seinem Bruder Luis und weiteren die Partei PAIGC, den »Partido Africano para a Independência da Guiné e Cabo Verde«.
Amílcar leistete vor allem unter der ländlichen Bevölkerung Aufklärungsarbeit, vernetzte die verschiedenen antikolonialen Befreiungsbewegungen und suchte engen Kontakt zu den sozialistischen Ländern, insbesondere zu Kuba. In seiner berühmten Rede „Die Waffe der Theorie“, die er 1966 in Havanna hielt, klagte er Kolonialismus und Neokolonialismus an und drückte seine Begeisterung für Kuba aus, das die nationale Revolution in eine sozialistische Revolution verwandelt hatte.
Amílcar leistete also nicht nur einen großen praktischen, sondern auch theoretischen Beitrag zu antikolonialen Befreiungsbewegungen. Er schrieb eine Reihe von Werken und Vorträgen, die sich unter anderem mit den Fragen des revolutionären Kampfes im Allgemeinen, aber auch mit der spezifischen Sozialstruktur Guineas und Kap Verdes befassten. Überhaupt betonte Cabral immer wieder die Notwendigkeit, den Befreiungskampf auf Grundlage einer genauen Analyse der örtlichen Sozialstruktur zu führen, also zu analysieren, wer die Verbündeten sind und wer die Kräfte, gegen die der Hauptschlag zu richten ist.
In den Kolonien selbst erreichte der Kampf eine neue Qualität nach dem Massaker von Pidjiguiti 1959 (Hafen von Bissau), bei dem etwa 50 Hafenarbeiter bei Protesten gegen die Regierung getötet wurden. Es kam zum bewaffneten Guerillakampf in Guinea, schnell eroberte die PAIGC große Teile des Landes. Parallel installierte sie bereits demokratische staatliche Strukturen, die im September 1973 einseitig die Unabhängigkeit Guinea-Bissaus erklärten. Nach der Nelkenrevolution in Portugal erfolgte de jure die Unabhängigkeit, auch die von Kap Verde.
Beides sollte Amílcar Cabral aber nicht mehr erleben. Er wurde am 20. Januar 1973 durch die portugiesische Geheimpolizei ermordet. Das Ziel, wirklich unabhängig zu werden, erreichte Guinea-Bissau, wie viele andere ehemalige Kolonialstaaten, aber bis heute nicht. Guinea-Bissau konnte noch immer keine nationale Industrie aufbauen. Diese ist aber notwendig, damit die ökonomische Macht nicht weiterhin in der Hand des ausländischen Monopolkapitals liegt und um auch eine eigenständige ökonomische Entwicklung durchmachen zu können. In Guinea-Bissau ist jedoch der Export eines einzelnen Primärprodukts, von Cashew-Nüssen, weiterhin die Haupteinnahmequelle des Landes – verarbeitete Produkte müssen zu großen Teilen importiert werden.
„Warum Unabhängigkeit? Unsere Unabhängigkeit wird uns erlauben, unsere eigene Kultur zu entwickeln, uns selbst zu entwickeln und unser Land zu entwickeln, unser Volk von Elend, Leid und Unwissenheit zu befreien, denn dies ist der Zustand, in dem wir uns nach fünf Jahrhunderten portugiesischer Präsenz befinden. (..) Wir wollen die Unabhängigkeit, um (…) ein Leben zu ermöglichen, in dem wir nicht von Ausländern, aber auch nicht von Afrikanern ausgebeutet werden!“ – Amílcar Cabral
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