In den nächsten Tagen erscheint die neue Ausgabe von unserem bundesweiten Magazin POSITION. In der aktuellen UZ findet ihr einen Vorabdruck:
Geld für Olympia statt für Schulen (POSITION #02/19)
WAS IN KÖLN FALSCH LÄUFT
Köln ist nicht nur der Austragungsort des geilsten Festivals der Welt, sondern Kölns SchülerInnen haben mit dem gleichen Problem zu kämpfen wie in fast jeder anderen Stadt Deutschlands auch: Unterfinanzierung. Am Berufskolleg Ehrenfeld z.B. schimmelt es, die Abflüsse scheinen in keinem guten Zustand zu sein, ständig fehlt es an Papierhandtüchern und Toilettenpapier und die WCs riecht man bis auf den Pausenhof. Das Kolleg wird von gut 3.200 Schülern besucht, die im hauswirtschaftlichen, erzieherischen und gastronomischen Bereich ausgebildet werden und es ist nicht verwunderlich, wenn SchülerInnen die Absurdität anprangern, dass bei solchen Toiletten etwas über Hygiene beigebracht werden soll.
LUFTTAXIS STATT ÖPNV
Doch noch viel absurder ist eigentlich, dass in Köln seit Anfang des Jahres über etwas ganz anderes diskutiert wird: Die Stadt soll einer von dreizehn Austragungsorten der Olympischen Spiele 2032 werden, zumindest wenn es nach dem Unternehmer Michael Mronz und Ministerpräsident Armin Laschet geht. Soll bedeuten, dass Milliarden von Euro – zumindest zeigen das die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte – in die Austragung eines Großevents investiert werden sollen, noch bevor über große Probleme wie Unterfinanzierung überhaupt diskutiert wird. Stattdessen geht es um völlig wahnsinnige Vorhaben wie Lufttaxis, die Besucher zu den Sportveranstaltungen fliegen sollen. Nicht einmal dafür wird über den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) diskutiert, der in NRW ohnehin zu wünschen übriglässt. Und weil Bildung Ländersache ist, fehlt jeder Cent, der in wahnwitzige Großevents investiert wird, dort, wo er wirklich gebraucht wird: In den Schulen oder im ÖPNV, bei sinnvollen Sportangeboten, in der Infrastruktur oder für bezahlbares Wohnen.
NACHHALTIGE GROSSEVENTS?
Da hilft es auch nicht, dass die dahinterstehende GmbH und Laschet dem Ganzen einen nachhaltigen Charakter geben wollen, weil sie sich dadurch mehr Rückhalt in der Bevölkerung erhoffen, als es in München und Hamburg der Fall war. Denn dort hatten Volksabstimmungen das Ganze verhindert. Solche Großevents sind nie nachhaltig und vor allem fördern sie nicht den Sport der Bevölkerung. Unsere Schulturnhallen werden dadurch nicht weniger ranzig. Unabhängig von Olympia scheint die Stadt Köln kein großes Interesse daran zu haben, an der Situation ihrer EinwohnerInnen etwas zu ändern. Dabei wäre es so einfach, immerhin kassiert die Kommune ein Großteil ihrer Einnahmen durch Gewerbesteuern und könnte den Steuersatz dafür selbst bestimmen. Deshalb gilt auch in Köln und NRW: Geld gibt es genug, Zeit es uns zu holen!
[Bene, Köln]
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