Ein Film über Krieg, Zerstörung und die Legion Condor? Leider nein.
Einfache Handlung
Einen schlechten Film, der einfach nur schlecht ist, kann man ignorieren. Wenn er aber dazu noch umfassend die Geschichte verfälscht, sieht die Sache anders aus. Ein solcher Fall ist das Kriegsdrama „Gernika“, das im „Spanischen Bürgerkrieg“ von 1936-39 spielt. Die Handlung ist schnell zusammengefasst: Eine hübsche Spanierin, die für die Zensurbehörden der Republik arbeitet. Ein amerikanischer Journalist sowie ein sowjetischer Repräsentant ohne erkennbare Aufgabe verlieben sich in sie, und das alles vor dem Hintergrund der Kriegsereignisse von 1937. Mit flachen Klischee-Charakteren, Liebesschnulze und immerhin ein paar schönen Landschaftsaufnahmen könnte der Film zumindest noch als anspruchslose Abendunterhaltung taugen – wenn er nicht eine einzige Verfälschung der Geschichte des Kriegs in Spanien wäre.
Historische Fakten
Das Thema des Films, so sollte man meinen, ist das barbarische Bombardement der baskischen Stadt Gernika durch die „Legion Condor“, eine Luftwaffeneinheit Nazideutschlands. Als 1936 faschistische Generäle gegen die spanische Republik geputscht hatten, war in Spanien ein blutiger Bürgerkrieg entbrannt. Die Faschisten wurden von Nazideutschland und Mussolinis Italien unterstützt, die Republik nur von der Sowjetunion. Soweit die historischen Fakten.
Geschichtsverfälschung
Aber eigentlich, so lernen wir in dem Film, waren die KommunistInnen grausame Verbrecher, die wohl eher aus Zufall auf der richtigen Seite standen und ansonsten genauso schlimm waren wie die Faschisten. Der sowjetische Konsul, dem die Boshaftigkeit den ganzen Film über praktisch ins Gesicht geschrieben steht, ist mit nichts anderem beschäftigt, als willkürlich irgendwelchen Personen Verbrechen anzuhängen und sie dann einzusperren oder zu erschießen. Begründung: Auch in Moskau terrorisiert die Partei jeden Tag Leute, „damit das Proletariat nicht aus der Reihe tanzt“. Und: „Genosse Stalin verzeiht nie“, wie uns mit schlechtem russischem Akzent erklärt wird.
Antikommunismus
Unwissenden ZuschauerInnen werden so ihre antikommunistischen Vorurteile bestätigt, aber mit der historischen Wahrheit über die komplexen Geschehnisse in Spanien und der Sowjetunion hat all das wenig zu tun. Zur historischen Wahrheit gehört, dass Zehntausende SowjetbürgerInnen und Kommunistinnen bereitwillig ihr Leben aufs Spiel setzten, um in einem fremden Land den Faschismus zu verhindern. Die Zerstörung Gernikas erscheint am Ende eher wie eine Randnotiz des Films und man fragt sich, warum dieses Ereignis herhalten musste, um einen Streifen über die Liebe und böse KommunistInnen zu drehen. Das Thema Gernika 1937 hätte den Stoff für einen großen Film hergegeben. Herausgekommen ist dabei leider großer Mist.
Thanasis, Tübingen