Aufgrund des Corona-Virus ist das öffentliche Leben weitgehend zurückgefahren worden. Mit dabei ist das Verkehrswesen. Infizierte die reisen, riskieren nicht nur das Übertragen von Viren in Regionen, die bisher noch nicht betroffen sind. Das Virus kann sich in den kleinen, oftmals dicht gedrängten Verkehrsmitteln auch sehr schnell auf relativ große, heterogene Gruppen übertragen. Folgerichtig hat die Deutsche Bahn den Verkehr bundesweit im Fern- und Nahverkehr um etwa 45% herunter gefahren.
Obwohl das Vorgehen der DB erst ziemlich spät – ab dem 19.März – einsetzte, sind inzwischen, neben Plakaten zu Verhaltensregeln und Plexiglasscheiben beim Bahnhofsservice, sowieso kontaktloser Ticketkontrolle, vor allem Maßnahmen zur Ausdünnen des Zugverkehrs getroffen worden.
Wie in allen anderen Lebensbereichen sind vor allem diejenigen am härtesten betroffen, denen es schon vor der Pandemie am schlechtesten ging. Denn die Einschränkung des Bahnverkehrs berücksichtigt vor allem, dass „auch weiterhin Metropolen und die Regionen in regelmäßiger Frequenz“ gut erreichbar sind. Das heißt, dass diejenigen, die schon vorher schlecht angebunden waren und lange in die nächste Großstadt pendeln mussten, jetzt noch länger brauchen. Will man sich innerhalb einer Metropole, sagen wir von Essen nach Bochum bewegen muss man quasi keine Einschränkung erwarten, während die Fahrt vom, nahgelegenen aber ländlich besiedelten, Sauerland in das Ruhrgebiet jetzt regulär mindestens eine Stunde länger dauert.
Dass die Bahn ausgerechnet die Strecken auf dem Land ausdünnt hängt natürlich damit zusammen, dass hier besonders wenige Fahrgäste fahren. Die Auslastung der Züge liegt bei unter 15%. Es wird schnell klar worum es hier wirklich geht. Hier werden nicht die Grundbedürfnisse der Bevölkerung und die Unterstützung der systemrelevanten Pendler in den Vordergrund gestellt, sondern der Profit! Wo weniger Leute fahren verkaufen sich weniger Fahrkarten. Egal ob die S-Bahn Strecke Dörfer mit Kliniken, Krankenhäusern oder größeren Supermärkten verbindet.
Das trifft vor allem diejenigen besonders hart, die auf Pendelfahrten angewiesen sind und sich auch keine Autos leisten können. Also vor allem junge Auszubildende in prekären Berufsgruppen, wie im Gesundheitswesen, dem Einzelhandel, der Reinigung oder anderen systemrelevanten Bereichen.
Das Problem liegt also nicht in der Coronakrise, auch wenn diese die Bedingungen verschärfen, sondern in der Profitorientierung jedes noch so grundlegenden Lebensbereichs – kurz: dem Kapitalismus. Für uns kann die Antwort auf die Trennung von Stadt und Land auf Kosten derer, die es sich am wenigsten leisten können, also nur eine Antikapitalistische sein. Der Verkehr gehört in demokratische Kontrolle all der Leute, die in der Struktur arbeiten, und den Leuten, die die Struktur nutzten. Ein kleiner Anfang kann hier die Aktivität in der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sein, hier kritisch zu hinterfragen was der Konzern da treibt und sich dagegen zu wehren.
Ihr wollt mehr erfahren? Wendet euch an die nächste SDAJ Gruppe vor Ort. Wo die ist findet ihr unter www.sdaj.org