Warum gibt es kaum männliche Verhütungsmethoden?
Auf dem Gebiet männlicher Verhütung wird zwar seit vierzig Jahren geforscht, doch bis auf chirurgische Eingriffe, wie die Vasektomie (das Durchtrennen des Samenleiters), die für viele erst nach erfülltem Kinderwunsch in Frage kommt, scheint man noch nicht sonderlich weit gekommen zu sein.
Welche Alternativen gibt es?
Aktuell soll es in absehbarer Zeit zwei Alternativen zum Kondom geben, was nicht nur in Puncto Empfängnisverhütung eine Rolle spielt, sondern auch beim Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Zu den neuen Methoden gehört das hormonfreie Vasalgel und die so genannte Ventil-Methode. Bei dem Vasalgel wird ein Mittel in den Samenleiter injiziert, welches dort eine Barriere errichten soll, die zwar Samenflüssigkeit durchfließen lässt, die Spermien jedoch herausfiltert. Das Mittel (ein Hydrogel) muss dann etwa einmal pro Jahr in einer 15-minütigen schmerzfreien Prozedur erneuert werden und verspricht eine Langzeitwirkung von bis zu 10 Jahren. Das Besondere hierbei: Durch ein Gegenmittel kann die Wirkung der Barriere jederzeit rückgängig gemacht werden.
Die Ventil-Methode ist da schon etwas komplizierter, befindet sich noch immer in der Testphase und benötigt ebenfalls einen chirurgischen Eingriff. Hierbei wird an beiden Enden des durchtrennten Samenleiters ein Ventil angebracht, dass bei geschlossenem Zustand keine Samenflüssigkeit mehr durchlässt. Es handelt sich quasi um eine erweiterte Vasektomie, bei der bei Bedarf die Fruchtbarkeit per Kippschalter wiederhergestellt werden kann. An einer dritten Variante, der sogenannten Anti-Baby-Pille für den Mann, wird seit kurzem nicht mehr geforscht, auch wenn die Studie der WHO dazu immer vielversprechender wurde. Hierfür gibt es mehrere Gründe, entscheidend waren aber folgende: Zum einen klagten die Probanten über zu hohe Nebenwirkungen, zum anderen wurden die Investitionen der Pharmaindustrie auf diesem Gebiet zunehmend eingestellt. Denn aufgrund der hohen Nebenwirkungen, einer vergleichsweise viel zu hohen Fehlerquote und der Tatsache, dass wesentlich mehr Geld in die Hand genommen werden müsste, um diese Pille nach heutigen Standards zu ermöglichen, ist das Risiko für die Pharmaindustrie viel zu hoch, wo es doch genug Verhütungsmittel zum Absetzen gibt.
Nichts neues in der Welt des Kapitalismus
Die Forschung lohnt sich nicht, da die zu erwartenden Nebenwirkungen einen zu geringen Umsatz bedeuten könnten. Das ist paradox, angesichts der Tatsache, dass man den Frauen vergleichbare Nebenwirkungen zumutet. Unter heutigen Bedingungen wäre die Antibabypille niemals zugelassen worden. Jetzt verhindern Absatzprognosen eine weitere Forschung auf dem Gebiet und beweisen damit wieder einmal, dass das Profitinteresse über der Emanzipation der Menschen steht. Zudem ist es naheliegend, dass der Abbruch der Forschung von Männern beschlossen wurde. Bleibt zu hoffen, dass die anderen Möglichkeiten sich als ernsthafte Optionen durchsetzen können und dieser Forschungszweig nicht gänzlich aufgrund des Profitzwangs eingestampft wird. Wobei wir uns keine Illusionen darüber machen sollten, dass eine funktionierende männliche Empfängnisverhütung dann kostenfrei den sexuell aktiven Geschlechtspartnern zur Verfügung gestellt werden wird und dass Verhütung dann zur Männersache wird. Denn auch eine neue Methode ändert nichts an den bestehenden Geschlechterverhältnissen.
Domi, Neumarkt