Stellungsnahme: Schulöffnungen trotz mangelnder Hygienemaßnahmen

veröffentlicht am: 10 Nov, 2020

Stellungnahme Schule und Corona

Mit dem Beginn des neuen Schuljahres sind auch alle Schüler und Schülerinnen in Deutschland aus dem Homeschooling zurück in die Kassenzimmer gekehrt.

Doch unter welchen Bedingungen ?

Hygieneregeln an Schulen werden extrem nachlässig behandelt und sind mehr individuelle Entscheidungen der Leherenden und Schüler und Schülerinnen. Die maroden und zum Teil viel zu kleinen Schulgebäude lassen oft keine sinnvollen Schutzmaßnahmen zu. Die Schultoiletten sind immer noch Brutstätten von Bakterien und Viren und die Angst vor einem zweiten Lockdown verstärkt den Leistungsdruck zunehmend.

Schüler und Schülerinnen in den Abschlussklassen werden mit Hausaufgaben und dem beschleunigten Tempo der Lehrinhalte erschlagen, da alle Angst haben, bald keine Präsenzvorbereitung für die Prüfungen mehr machen zu können.

Die Antwort der Kultusministerien ist einfach: Ein Verbot sich Dinge von Sitznachbarn oder Mitschülern ausleihen zu dürfen, Stoßlüften nach jeder Unterrichtsstunde und SchülerInnen bei 8 Grad für 30 Minuten auf dem Schulhof stehen zu lassen. Das sind Maßnahmen in öffentlichen Gebäuden in Zeiten einer weltweiten Pandemie ?!

Derweilen fordert die GEW das Einhalten vom Mindestabstand auch in Schulen, was nur in kleineren Lerngruppen funktioniert. Das kann allerdings nur realisiert werden, wenn mehr Lehrpersonal eingestellt wird und das Angebot an Unterrichtsräumen erweiteret wird.

Schulen sind bis jetzt der Ort, wo kaum auf das Einhalten des Mindestabstands geachtet wird. Was im öffentlichen Raum in manchen Bundesländern mit hunderten Euros bestraft wird und von Polizisten in Parks oder anderen Orten gestoppt wird, passiert in der Schule jeden Tag.

Bis es die Möglichkeit für das Lernen in kleinere Gruppen gibt, muss die Maskenpflicht einheitlich umgesetzt werden und die Möglichkeit für kostenlose Tests – wie bei Reiserückkehrern – geschaffen werden. Eine weitere Möglichkeit wäre die tägliche Probenentnahme für einen PCR-Pooltest z.B. im Abwassersystem der Schulen. Virenerbgut ist in den Ausscheidungen vorhanden und der Test empfindlich genug, es dort nachzuweisen.

Und zuletzt wäre es ein sinnvoller Anfang, eine mehrfache tägliche Reinigung der Schultioletten vorzunehmen, um allen Schülern und Schülerinnen menschenwürdige Bedinungen in den Toiletten zu garantieren!

Es ist unveratwortlich, junge Menschen in Deutschland mit der Sicherung ihrer Gesundheit im Regen stehen zu lassen und keinen ausreichenden technischen und organisatoischen Schutz zu gewährleisten!

 

Der Anstieg der Infektionszahlen ist aktuell auf Stand wie er noch nie war – mit der Tedenz der Steigung. Die Situation verschlechtert sich weiter und ein zweiter Lockdown inklusive Homeschooling wird immer realistischer.

Das bedeutet für viele Schüler und Schülerinnen eine Rückkehr in den miserablen digitalen Unterricht unter absolut schlechten technischen Bedingungen. Wer keine ruhige Lernumgebung zu Hause und keinen Laptop hat, wird abgehängt. Zusätzlich sind  die Lehrkräfte überfordert von der ungewohnten Situation und derLeistungsdruck steigt durch Unterrichtsausfall und den verschärften Unterschied der sozialen Umstände der Kinder und Jugendlichen. Den Lehrkräften fällt es immer schwerer, ihre Schüler und Schülerinnen zu erreichen. Doch anstatt aus den Erfahrungen der letzen Homeschooling Monate zu lernen, werden Vorschläge wie WLAN für alle Schulen und E-Mail Adressen für alle Schüler und Schülerinnen gemacht. Damit wird versäumt, ausreichende Maßnahmen zu ergreifen und eine erneute Schulschließungen sozial verträglicher zu machen. Für Schüler und Schülerinnen bedeutet das in Zukunft immer mehr Stress, mehr Leistungsdruck und immer weniger Chancengleichheit. Ausreichende technische Ausstattung für alle, Schulungen für Lehrende, Einstellung von mehr und jüngeren Lehrkräften für die Verkleinerung von Lerngruppen wären sinnvolle Maßnahmen. Doch mit dem unverantwortlichen Handeln der Politik ist damit zu rechnen, dass eine erneute Schulschließung die selben sozialen Folgen haben wird, wie die letzte.

Wir kritisieren die Individualisierung im Umgang mit den Hygieneregeln!

Abgesehen von materiellen und sozialen Verbesserungen an Schulen, fordern wir, das dass Schulsystem mehr in die inhaltliche Verantwortung genommen wird. Im Unterricht den Umgang mit der Pandemie und wissenschaftliche Erkentnisse im z.B. Biologieunterricht zu thematisieren, um so auch gegen die starke Individualisierung der Pandemie in der Gesellschaft vorzugehen. So würde auch das Schulsystem einen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten.

Doch gerade jetzt, wo immer deutlicher wird, dass es krass an Geld in der Bildung fehlt, wurde der Etat des Bundesministeriums für Bildung und Forschng in diesem Jahr gegenüber 2019 um 533 Millionen Euro gekürzt. Langfristig, bis 2023, ist sogar ein Minus von 2,3 Milliarden geplant.

Die letzten Monate haben erneut die Prioritäten im Bildungssystem offenbart. Mit möglichst wenig finanziellem Aufwand für die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts verwertbare Arbeitskräfte produzieren. Dabei ist es unserem aktuellen Staat egal, dass der Lernstress Schüler und Schülerinnen (psychisch) krank macht oder dass die Bildungschancen im Wesentlichen vom Elternhaus abhängen.

Auch Schüler und Schülerinnen trifft die aktuelle Wirtschaftskrise. Wenn durch Kurzarbeit, Massenentlassungen, steigende Infektionszahlen und die finanzielle Situation zu Hause die Zukunftsangst steigt, steigt auch der Leistungsdruck in der Schule. Die Milliarden, die in für Unternehmungsrettungen ausgegeben werden, fehlen für mehr Lehrpersonal oder die Renovierung der Schulgebäude und hygienegerechte Schultioletten.

Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns mit unseren Mitschülern und Mitschülerinnen zu vernetzen, zu organisieren, auf unsere Situation aufmerksam zu machen und zu kämpfen!

Wir sagen: Bildung sollte uns dazu befähigen, uns unserer Lage bewusst zu werden, die gesellschaftlichen Verhältnisse kritisch zu hinterfragen und entsprechend unserer Interessen zu handeln.

Wir fordern:
– Mehr Geld für Bildung! Für Gebäude, (technische) Ausstattung und mehr Lehrerinnen und Lehrer!
– Lernen für unsere Interessen, nicht für Noten und den Arbeitsmarkt!
– Kostenlose Bildung für alle! Auch im Homeschooling!

Ihr wollt nicht mehr länger zusehen ?

– dann führt Gespräche mit euren Mitschülern

– Erstellt eine Schulweite Unterschriftenliste

– geht in die SV!

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finde die SDAJ Gruppe in deiner Nähe!

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