Meine letzten zwei Monate habe ich beruflich beim Stadtstrand Düsseldorf verbracht. Diese Fast-Drink-Kette, bei der man entspannt seine Zeit am Rhein verbringen kann, ist eine arbeitsrechtliche Katastrophe. Es gab viele Minusstunden bei Teil- und Vollzeitkräften, aber Überstunden bei 450€-Kräften. Von nicht eingehaltenen Pausen zu wetterabhängigem Lohn über ätzenden Reiniger ohne Schutzausrüstung ist alles dabei gewesen und je länger ich da gearbeitet habe, desto mehr ist aufgefallen, was alles schiefläuft. Am schlimmsten war für das Team, dass unser Trinkgeld gestohlen wurde, wenn die Kasse im Minus war. Gab es mal ein Plus, ging das natürlich direkt in die Tasche des Chefs.
Keine zwei Wochen später hatte ich die Nase voll und das Glück, dass einige KollegInnen ebenfalls frustriert waren. Der Plan war einfach: Bewusstsein für die Probleme schaffen, organisieren, mit der Gewerkschaft vernetzen und dann die Arbeitsbedingungen der gesetzlichen Grundlage anpassen. Uns war direkt klar, dass wir nur geringe Erfolgschancen haben, aber wir wollten uns das alles auch nicht kampflos bieten lassen. Da die Belegschaft wegen des Trinkgeldes sowieso genervt war, konnten wir schnell organisieren. Es war nicht verwunderlich zu sehen, wie groß die Angst und somit wie klein der Wille war, etwas zu verbessern. „Ja, wir werden ausgebeutet, aber damit komme ich klar.“
Jede Menge Gegenwind
Die gewerkschaftliche Einschätzung sah nicht rosiger aus. Ein Betriebsrat ist in einem saisonalen Unternehmen, wo fast nur StudentInnen arbeiten, kaum möglich. Wir haben uns für einen offenen Brief an die Geschäftsführung entschieden und alle interessierten MitarbeiterInnen in eine Gruppe gesteckt. Das hat sich natürlich schnell rumgesprochen und der Aufruhr war groß. Durch die junge, eher unpolitische Belegschaft waren auch unsere Planungstreffen unstrukturiert und emotional überladen. Dass unser Chef von unserem Vorhaben Wind bekommen hatte, spürte ich auch am eigenen Leib. Er versuchte es auf die Mitleids-Tour. Es würde ihm alles schrecklich leid tun, wenn wir Minusstunden hätten oder weniger Trinkgeld, aber es sei nun nicht zu ändern. Er nehme im Winter sogar Obdachlose auf. Ohne Klassenbewusstsein wäre ich vielleicht auch darauf reingefallen.
Genau als unser Brief fertig formuliert war, kam dann die fristgerechte Massenkündigung. Die Saison wurde mal eben um zwei Wochen gekürzt, weil das Wetter angeblich schlecht sei. Während dieses Höhepunktes ist unser betriebsinterner Kampf zusammengebrochen, weil innerhalb der Gruppe mit den KollegInnen Spitzel entdeckt wurden, die den Chef die ganze Zeit über unser Vorgehen informiert hatten. ArbeiterInnen, die genau wie wir über den Tisch gezogen wurden, sich beschwert haben und trotzdem am Ende den Chef unterstützten. Wir lassen das nicht mit uns machen! Der Kampf geht weiter und es bleibt spannend.