Der Abschluss in BaWü sieht vor, dass die Tabelle in zwei Stufen um 8,5% steigt, erst 5,2% im Juni nächsten Jahres und dann um 3,3% Mai 2024. 8,5% mehr bei einer Forderung von 8% klingt erstmal gut, allerdings hat die Sache mehrere Haken. Zum einen wurde auf 24 Monate, also doppelt so lang wie die IGM gefordert hatte, abgeschlossen.
Zum anderen gleichen 8,5% bereits heute nicht die Inflation aus und niemand weiß, wie hoch die Inflation zum Ende der Laufzeit (September 2024) sein wird. Etwas dagegen tun wird aber wegen der langen Laufzeit in dieser Zeit nicht möglich sein. Auch ist zu kritisieren, dass eine Tabellenerhöhung im Juni heißt, dass die Beschäftigten dann mittlerweile 62 Monate ohne Tabellenerhöhung arbeiten. Das sind über 5 Jahre. Zusätzlich gibt es im Januar 2023 und 2024 jeweils eine
Einmalzahlung von 1500€. Das klingt erstmal gut, kann aber aktuell bei den steigenden Heizkosten eigentlich auch gleich an die Energiekonzerne ausgezahlt werden.
Zudem hat die IG Metall ihren Standard, dass Azubis nur die Hälfte von Einmalzahlungen bekommen, sogar noch unterboten. So bekommen Azubis nur jeweils 550€ Einmalzahlung. Zusätzlich wurden noch alle möglichen Regelungen abgeschlossen, die es erlauben, die Einmalzahlungen quasi nach Belieben zu verschieben.
Das Problem Sozialpartnerschaft
Dass der Abschluss ist, wie er ist, kommt nicht überraschend. Die Forderung nach 8% mehr Lohn, war schon von vornherein zu niedrig, den Einmalzahlungen hatte der DGB in der sogenannten konzertierten Aktion zugestimmt und die Laufzeit von 12 Monaten war den Arbeitgebern von vornherein ein Dorn im Auge. Allerdings wäre mehr drinnen gewesen. 24 Stunden Streiks und Urabstimmungen waren bereits vorbereitet. Dass die IG Metall keine weiteren Arbeitskämpfe eingeleitet hat, lässt sich nur dadurch erklären, dass sie es nicht wollte. Wo Warnstreiks und Aktionstage stattgefunden haben, waren sie gut besucht und insgesamt haben sich über 700.000 KollegInnen beteiligt. Dieser Abschluss zeigt also erneut, dass Streik nicht das letzte, sondern das einzig konsequente Mittel im Arbeitskampf ist.
Jetzt erst recht!
Abschließend lässt sich sagen, dass der Abschluss nicht gut ist. Es ist nur etwas mehr als die Hälfte der Forderung abgeschlossen und das auf einem zu langen Zeitraum. Wer jetzt enttäuscht ist, ist das mit Recht. Allerdings ist die naheliegende Lösung einfach aus der Gewerkschaft auszutreten nicht richtig, da man damit die Kampfbedingungen der arbeitenden Menschen schwächt und der nächste Abschluss garantiert noch schlechter wird. Gerade jetzt heißt es: Rein in die Gewerkschaft! Auf dass wir künftig bessere Abschlüsse erzielen!