Unser Bildungssystem steckt in einer tiefen Krise: 40% der Lernenden leiden aufgrund von zu hohem Stress – ausgelöst durch Leistungsdruck, Konkurrenzkampf oder Zukunftsängsten – an psychischen Erkrankungen wie Depression. Die Digitalisierung bleibt weiterhin ein Märchen, ebenso wie die Modernisierung der oftmals maroden Schulgebäude. Der Mangel an qualifiziertem Lehrpersonal – ausgelöst durch Unterfinanzierung, etc – trifft die Lernenden hart. Die Unterrichtsmethoden sind dieselben, wie vor 50 Jahren, Raum für Innovation gibt es kaum und Unterstützung bei schulischen oder privaten Problemen suchen Schülerinnen und Schüler meist vergeblich.
Am 23.10.2023 trafen sich über 300 Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland auf der Bundesschülerkonferenz in Berlin, um gemeinsam eine Vision eines besseren Bildungssystems zu entwickeln. In eigenen Worten sagen sie dazu: „Während Ministerien und Verbände fleißig vor sich hin maßnahmeln, stellt sich niemand die Frage, was eigentlich Lernende, die von diesen Entscheidungen am meisten betroffen werden, wollen“. Dabei rausgekommen ist ein Forderungspapier an den Bundestag mit sieben Überpunkten: Effektive Digitalisierung, Bekämpfung des Lehrkräftemangels, grundlegendes Neudenken und Modernisierung der Unterrichtsmethoden, Inklusion und Chancengleichheit in der Schule, Lernen fürs Leben, verstärkter Fokus auf Mentale Gesundheit und Gemeinsam für die Zukunft der Bildung – Sieben Forderungen für eine radikale Umwälzung des Bildungssystems.
Wir begrüßen die Initiative der Schülerinnen und Schüler, ihr Mitspracherecht einzufordern bei Entscheidungen, die sie betreffen. Sie haben die vorliegenden Probleme erkannt, allerdings sollten wir nicht bei einer ‚Symptombehandlung‘ stehen bleiben. Die Ursachen der weitreichenden Probleme des deutschen Bildungssystems liegen im politischen und ökonomischen System, dem Kapitalismus. Bildung sollte den Anspruch haben, uns dazu zu befähigen, uns unserer Lage bewusst zu sein und unsere Umstände kritisch zu hinterfragen.
Dazu gehört die Vermittlung des aktuellen Wissens- und Entwicklungsstands der Gesellschaft. Der Kapitalismus ist allerdings nicht interessiert daran, jungen Menschen kritisches Denken zu lehren – wir sollen nur möglichst schnell zu wirtschaftlich verwertbaren Arbeitskräften geformt werden. Unser Bildungsstand entscheidet über die Chancen im Beruf und Studium und damit über unsere gesamte Zukunft. Alles, was darüber hinausgeht – künstlerische Fächer, Gesellschaftswissenschaften und so weiter – ist ein Kostenfaktor für die Herrschenden und wird deshalb immer weiter gestrichen.
Was wir jetzt brauchen, ist eine breite, bundesweit von Schülerinnen und Schülern getragene Bildungsbewegung. Wir, als diejenigen, die von den Problemen der Bildung betroffen sind, müssen uns ein Mitspracherecht bei uns betreffenden Entscheidungen erkämpfen.
Das geht natürlich nicht alleine, deshalb müssen wir uns organisieren und gemeinsam kämpfen – dann können wir auch gemeinsam gewinnen.