Post von der SDAJ: Der Offene Brief an Guido Westwelle

veröffentlicht am: 21 Feb, 2013

Post von der SDAJJetzt echt mal, Guido,

wie undankbar ist das denn?! Da legt man dem Nato-Partner Türkei nahe, doch mal um deutsche Hilfe gegen einen drohenden Angriff aus Syrien zu bitten, die Türkei bittet auch brav darum, man schickt seine Raketen mitsamt Soldaten zur türkisch-syrischen Grenze und was passiert dann? Dann müssen sich unsere Jungs von irgendwelchen Krawallmachern anpöbeln lassen. Einem wurde sogar ein Sack über den Kopf gezogen! Unerhört! Zum Glück konnten die deutschen Rambos noch ins nächste Geschäft fliehen.

Man kann nur hoffen, dass man in Mali die deutsche Hilfsbereitschaft, die deine Außenpolitik in letzter Zeit so prägt, mehr zu schätzen weiß. Vorbei die Zeiten, in denen man dich für deine zögerliche Haltung zum französischen Angriff auf Libyen kritisiert hat. Diesmal gibt‘s deutsche Unterstützung. Erst mal Transportflugzeuge – aber mal sehen, was noch so kommt. „Hoch die internationale Solidarität“ scheint dein neues Motto zu lauten – möglicherweise hat das dein Vorgänger Jockel Fischer, der alte Sponti, im Auswärtigen Amt an die Toilettenwand geschmiert. Und so lässt du sie selbstlos in alle Welt ziehen, deine Soldaten. Denn natürlich geht es an der syrischen Grenze um den Schutz der Türkei und nicht etwa um den Schutz der bewaffneten Islamisten, die im syrischen Bürgerkrieg den Regime-Change erzwingen wollen, um den sich auch die Bundesrepublik schon länger eifrig bemüht.

Und natürlich geht es den Franzosen in Mali darum, den Vormarsch von ebensolchen bewaffneten Islamisten aufzuhalten und nicht um die Sicherung der Profite des französischen Konzerns Areva, der in der Region Uran abbaut. Und dir, Guido, geht es eben um Hilfe, schließlich ist Europa in Gefahr. Allerdings vielleicht doch ein bisschen anders, als du es nach Außen verkaufst. Was du in Gefahr siehst, sind weniger die Bürger Europas, die bald von islamistischen Horden aus Mali überrannt werden, sondern die deutsche Hegemonie in EU-Europa. Denn der deutsche Machtzuwachs in der EU während der Krise ging auch zulasten der Stellung des französischen Imperialismus. Aber Frankreich hat mit Großbritannien auch noch eine andere Bündniskonstellation in petto, die sich bereits beim Angriffskrieg gegen Libyen bewährt hat. Daher dein Schulterschluss mit Frankreich – schließlich soll Deutscheuropa nicht auseinanderbrechen: „Europa ist mehr als ein Binnenmarkt, nämlich eine politisch-strategische Gemeinschaft“, hast du dem britischen Premier hinter die Ohren geschrieben, der die EU-Mitgliedschaft seines Landes einer Volksabstimmung aussetzen will. So sieht‘s aus! Mit dem europäischen Binnenmarkt, als Basis deutscher Außenpolitik, kannst du nämlich auf politisch-strategischer Augenhöhe mit den Großen dieser Welt verhandeln. Und wer weltweit mitreden will, der muss auch weltweit mitmischen – nicht zuletzt militärisch.

Sollte deine Hilfsbereitschaft am Ende doch nicht so uneigennützig sein, wie behauptet? Na, wir wollen ja mal nicht undankbar werden.

Beste Grüße,
Simon, Trier und das ZK

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