Gleichberechtigt? Von wegen!

veröffentlicht am: 18 Feb, 2014

Frauen können in unserer Gesellschaft alles werden: Bundeskanzlerin, Automechanikerin oder Aufsichtsratsvorsitzende. Die Benachteiligung von arbeitenden Frauen gilt heutzutage als überwunden. Vorbei sind die Zeiten, in denen für Frauen der Platz am Herd vorgesehen war. Uns wird gesagt: Frauen können heutzutage alles machen, was früher Männern vorbehalten war – z.B. von eigener Arbeit leben und ein selbstständiges Leben führen. Doch selbst in dieser „Freiheit“ sind sie gegenüber den männlichen Kollegen im Nachteil.

Der Niedriglohnsektor boomt. 2010 mussten 8 Millionen Menschen zu Billiglöhnen arbeiten. Als Niedriglohn galt 2010 ein Stundenlohn von weniger als 6,90€. Es ist klar, was das dann für den Geldbeutel heißt: Ist die Miete, das Monatsticket und ein bisschen Essen bezahlt, bleibt kaum noch etwas übrig für schöne Dinge, die über reine Lebenserhaltung hinaus gehen. Aber wen betrifft das?

Frauenberufe = Niedriglohnberufe

Es ist auffällig, dass die typischen „Frauenberufe“ sehr niedrig entlohnt werden. Die häufigsten Berufe der Frauen: Büroberufe/ kaufm. Angestellte, Gesundheitsberufe, Verkaufspersonal, Soziale Berufe, Entsorgungs- und Reinigungspersonal. Dass diese nicht die Spitzenverdiener sind, ist allgemein bekannt. Schon während der Ausbildung tritt dieses Phänomen auf.

Etwas mehr als 1/4 der Azubis bekamen 2012 eine Vergütung, die zwischen 250 und 500€ lag. Ein Beispiel dafür ist die Ausbildung zur Friseurin mit 382€. Der Frauenanteil: 90%. Grundsätzlich gilt: Während in männerdominierten Berufen die Ausbildungsvergütung im 3. Ausbildungsjahr durchschnittlich bei 671€ lag, beträgt er in frauendominierten Berufen lediglich 594€, also fast 100€ weniger!

Frauen arbeiten meist schon in weniger gut bezahlten Berufen als Männer. Doch das ist nicht der einzige „Haken“: Im gleichen Ausbildungsgang verdienen Frauen trotz gleichen Voraussetzungen schon durchschnittlich 60€ weniger als Männer. Diese Schere geht im weiteren Berufsleben noch weiter auseinander.

Hinzu kommt die Arbeitszeit. Männer haben mit über 50% meist eine Vollzeitstelle. Frauen hingegen haben – je nach Alter – höchstens zu 45% eine Vollzeitstelle. Dies wirkt sich dann natürlich auf das Einkommen aus.

Frauen an den Herd?

Die Hälfte der in Teilzeit arbeitenden Frauen nennt die Kinderbetreuung und andere familiäre Pflichten als Grund für die Teilzeit. Ab August 2013 hat zwar jedes Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr ein Recht auf einen Kitaplatz. Doch bei Wartezeiten von teilweise über drei Jahren und hohen Kosten für einen Kitaplatz bevorzugen es viele Eltern, dann lieber ganz Zuhause zu bleiben oder in Teilzeit zu arbeiten, um die Kinderbetreuung zu gewährleisten. Und hier schließt sich der Kreis wieder: meist ist es für die Familien besser, wenn die Frau weniger oder gar nicht arbeitet, da sie das geringere Einkommen hat und somit der Verlust geringer ist. Es ist also häufig keine freie Entscheidung, Zuhause bei Kind und Herd zu bleiben, sondern eine simple Rechnung, die allen augenscheinlich mehr bringt. Und auch, wenn die Regierung versucht, das Ganze mit 150€ „Herdprämie“ attraktiver wirken zu lassen lenkt dies nur von der Tatsache ab, dass es eben nicht für jeden einen Kita Platz gibt. Und es führt immer wieder dazu, dass das klassische Bild der Frau als sorgende Mutter verbreitet wird.

Was tun?

Was ist denn aber die eigentliche Ursache dafür, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt schlechter gestellt sind? Die geläufige Erklärung ist die Unsicherheit der Einsatzfähigkeit bei Frauen durch eine eventuelle Schwangerschaft und Kinderbetreuung. Frauen sind in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem, in dem es immer darum geht Profit zu machen, ein wirtschaftliches Risiko. Um den Profit zu maximieren, nutzen die Unternehmer außerdem jede Möglichkeit zur Spaltung der Belegschaft. Sie machen Druck bei Löhnen und Arbeitsbedingungen – und treffen damit alle arbeitenden Menschen! Wir setzen uns mit allen Kolleginnen und Kollegen dafür ein, dass die Schlechterstellung von Frauen bei Lohn und Arbeitsbedingungen aufgehoben werden, um die Spaltung zu überwinden. Dabei machen wir aber noch lange nicht halt. Wir kämpfen für saftige Lohnerhöhungen, für Arbeitszeitverkürzung und ein Gesetz, das Unternehmen zur Ausbildung zwingt! Wir fordern:

 

  • Schluss mit Lohndumping im Gesundheits-, Pflege-, Servicebereich und im Handel!
  • Anspruch auf einen kostenlosen ganztags Krippen- und Kitaplatz für jedes Kind! Mehr Geld für die Kinderbetreuung!
  • Die Bewerberquote muss sich in der Beschäftigungsquote wiederfinden! Gleicher Lohn für beide Geschlechter!
  • Weg mit Minijobs und co.! Für 12€ Mindestlohn und eine Ausbildungsvergütung, die für ein unabhängiges Leben reicht!

Am 8. März ist internationaler Frauenkampftag. Faltblatt ausdrucken und auf die Straße damit!

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