Wir befinden uns im Jahr 2015. Ganz Deutschland fällt dem Sozialschmarotzertum anheim.
Ganz Deutschland? Nein.
Ein kleiner, unbeugsamer Bund von Vermietern hat heute in Frankfurt ein klares Zeichen gegen Pennertum, »Sozial«wohnungsbau und Unproduktivität gesetzt. Den Verfall guter deutscher Werte wie Ausgrenzung, Verdrängung und Fremdenfeindlichkeit werden wir nicht tatenlos hinnehmen. Raus mit Allem was nicht genug Miete zahlt! „Es kann nicht sein, dass unsere Profite in dieser Gesellschaft weniger zählen als die niederen Interessen des Pöbels, deren Existenzberechtigung sowieso von jeher in der Erarbeitung unseres Wohlstandes liegt,“ sagte eine Teilnehmerin.
So oder so ähnlich könnte man die Satire-Demo verstanden haben, die heute durch Frankfurt am Main gelaufen ist. Mit Geldsäcken, Schampusflaschen und fiesen Parolen sind wir durch die Innenstadt gezogen und haben Verwirrung gestiftet. Um die Passanten nicht völlig ihrer Ahnungslosigkeit zu überlassen, haben wir zum Schluss einen aufklärenden Redebeitrag zum Thema gehalten:
Dir gefallen die arroganten Bonzen nicht, die gerade an die vorbei gelaufen sind? Du willst oder musst für das Studium oder eine Ausbildung von zuhause ausziehen und findest keine bezahlbare Wohnung? Die Wohnung ist viel zu klein und das Gehalt reicht nicht, um eine angemessene zu finden? Dir bleibt am Ende des Monats nach Abzug der Miete nur wenig über vom sowieso schon kleinen Lohn? Die Miete steigt regelmäßig, sodass du Angst hast, dass du diese nicht mehr begleichen kannst?
Der Wohnraum in Großstädten wie Frankfurt und deren Umgebung wird angeblich immer „knapper“. Aber das ist kein Naturgesetz und die realen Gründe werden meist nicht in der Öffentlichkeit genannt. Ein Großteil der Neubauten sind Luxuswohnungen, die sich nur die Leute leisten können, die uns unseren mickrigen Lohn zahlen. Bestehender Wohnraum wird gezielt saniert, um MieterInnen vertreiben zu können und mit höheren Mietpreisen mehr Profit herauszuschlagen. Dazu kommen noch die vielen Räume in Gewerbeimmobilien, die leer stehen, da man sie von der Steuer absetzen kann. Außerdem führt man so eine künstliche Verknappung von Wohnraum herbei, der die Preise für die Miete ansteigen lässt. Was kann man dagegen tun? Um der Wohnungsnot ein Ende zu setzen, hilft nur das aktiv werden gegen die Vermieter und die Eigentümer von Immobilien, die für die Misere verantwortlich sind. MieterInneninitiativen oder Bündnisse zur Verhinderung von Zwangsräumen können einiges bewirken. Allerdings wird das Wohnproblem langfristig nur im Kampf gegen Profitinteressen gelöst werden können. Wohnraum ist keine Ware und sollte nach Bedarf verteilt werden und nicht nach den Interessen einzelner.
Wir fordern:
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Stopp der Privatisierung von Wohnraum – stattdessen Rekommunalisierung und Vergesellschaftung
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Schluss mit den Mietsteigerungen
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Mehr sozialen Wohnungsbau mit einer Mietpreisbindung von 20 Jahren oder mehr
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Mehr und billigerer Wohnraum, z.B. in Form von Wohnheimen
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Recht auf würdige Wohnbedingungen für Geflüchtete, keine Sammelunterbringung
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Sofortige Einführung des sog. „Zweckentfremdungsverbots“ (Verhinderung von Leerstand sowie Umnutzung von Wohnraum als Büroflächen und Ferienwohnungen)
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Schaffung von Wohnungs-Belegungsrechten für GeringverdienerInnen