Wie sind wir aufgebaut?

Die SDAJ strukturiert sich in Orts-, Schul-, Hochschul- oder Betriebsgruppen, Landesverbände und den Bundesverband. Alle zwei Jahre findet ein Bundeskongress (BuKo) statt, auf dem wir ausführlich über unsere politische Ausrichtung, aktuelle Positionierungen und zukünftige Vorhaben diskutieren. Dabei wird über ein gut entwickeltes Delegiertenprinzip sichergestellt, dass der Kongress in Sachen Alter, Geschlecht, sowie sozialer Herkunft und Stellung der Delegierten den Verbandsdurchschnitt realistisch widerspiegelt. Das finden wir demokratischer als eine Vollversammlung, die als reine Anwesenheitsdemokratie all die Leute bevorzugt, die die Zeit und das Geld haben, sich zu beteiligen, und jene ausschließt, die das vielleicht nicht können oder auch einfach zufällig verhindert sind. Jede Gruppe in der SDAJ ist antragsberechtigt, kann also Einfluss auf die Politik des Gesamtverbandes nehmen, jedes einzelne Mitglied kann sich an der Debatte beteiligen. Alle Anträge an den BuKo werden im Vorfeld in allen (!) Gruppen diskutiert, die Delegierten vertreten auf dem Kongress nicht ihre Privatmeinung, sondern ihre Gruppen. Zwischen den Bundeskongressen wird der Bundesverband durch den Bundesvorstand (man könnte dazu auch Zentralkomitee sagen, aber auf den Begriff kommt es nicht an) vertreten, der die Aufgabe hat, die beschlossene Politik in konkrete Praxis umzusetzen und unsere Handlungsfähigkeit zu garantieren.

SDAJ und DKP

Sehr häufig werden wir außerdem nach unserem Verhältnis zur Kommunistischen Partei gefragt. Wir sind eine eigenständige Organisation, die der DKP nahe steht, aber unabhängig von ihr eine eigene marxistische Jugendpolitik entwickelt. Wir sind weder organisatorisch noch finanziell von der Partei abhängig. Wir gehen nicht davon aus, dass ein Jugendverband die KP ersetzen kann. Für die meisten SDAJ GenossInnen ist es deshalb auch eine Selbstverständlichkeit, dass sie spätestens mit 30 in die DKP eintreten. Ein eigenständiger revolutionärer Jugendverband ist aus unserer Sicht vor allem deshalb nützlich und notwendig, weil jede Generation ihre eigenen Erfahrungen mit dem Kapitalismus macht und ihren eigenen Zugang zum Marxismus finden muss. Wir müssen in der SDAJ selbst unsere Kampferfahrungen sammeln, Dinge ausprobieren, Fehler machen, unsere theoretischen Einschätzungen in der Praxis erproben, etc. Wir haben den Anspruch, uns selbst zu KommunistInnen zu erziehen und dabei auf Augenhöhe voneinander zu lernen.

Unser Organisationsprinzip - Demokratischer Zentralismus:

Unser Organisationsprinzip ist der demokratische Zentralismus. „Ist das nicht total autoritär? Müsst ihr euch wirklich an die von oben kommenden Befehle des ZK halten?“, sind Fragen, mit denen wir oft konfrontiert werden. Ganz im Gegenteil zu diesen Vorurteilen sind wir der Ansicht, dass es sich angesichts der Größe unseres Verbandes beim demokratischen Zentralismus um die demokratischste und am meisten partizipative Organisationsform handelt. Unsere Prinzipien sind:

(1.) Freiheit der Diskussion nach innen, Einheit und Verbindlichkeit nach außen.

(2.) Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit. Wir diskutieren immer mit dem Ziel, Konsens herzustellen. Wenn das nicht klappt, gilt nach abgeschlossener Diskussion die Mehrheitsentscheidung.

(3.) Beschlussverbindlichkeit: Als Mitglied muss ich auch Beschlüsse umsetzen, gegen die ich gestimmt habe. Bei uns gilt nicht das Prinzip der passiven Toleranz, sondern der aktiven Beschlussdisziplin.

Wäre das nicht der Fall, könnten wir uns die Diskussionen auch sparen… Ziemlich autoritär finden wir dagegen Strukturen, in denen meist informelle Hierarchien vorherrschen und wo nach ewigen Diskussionen am Ende doch jede und jeder macht, was er oder sie will. Das Konsens- und Vetoprinzip fordert zwar nicht die vermeintlich „autoritäre“ Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit, institutionalisiert dafür aber die Diktatur der kleinstmöglichen Minderheit.

Die Einheitlichkeit und Verbindlichkeit unserer politischen Positionen gehört zu unserem Demokratieverständnis dazu. Wer für die SDAJ öffentlich auftritt, der hat auch ihre Positionen zu vertreten. Pluralismus und Beliebigkeit in zentralen strategischen und taktischen Fragen halten wir für eine Schwäche, die

(1.) die Leute, die wir ansprechen wollen, verwirrt,

(2.) Spaltung und Angriffe von außen erleichtert und

(3.) ein gemeinsames Vorgehen und Konzentration aller Kräfte auf die strategisch wichtigen Ziele verunmöglicht.

Warum ist unsere Struktur so?

Wir sind der Ansicht, dass unsere Form der Organisierung schlicht eine objektive Notwendigkeit darstellt. Wenn wir gegen dieses System und seinen Repressionsapparat irgend eine realistische Chance haben wollen, müssen wir in jeder Situation handlungsfähig sein. Deshalb kann die revolutionäre Organisation auch nicht die Verwirklichung unserer Ideale für die befreite Gesellschaft vorwegnehmen. Sie ist ein Kampfinstrument und muss ihrer Form nach den Erfordernissen dieses Kampfes angepasst sein. Ziel unserer theoretischen Debatten ist – nach demokratischer Einigung – die Einheit in der Aktion, die kollektive Praxis.

Die Geschichte gibt uns genügend Beispiele, die zeigen, dass nirgends je ein großer Streik, ein Aufstand oder gar eine Revolution ohne starke, erfahrene, routiniert und diszipliniert arbeitende Organisationsstrukturen erfolgreich war. Spontaneität ist gut, Organisation ist besser – ganz einfach

Welche Rolle spielen Demokratie und Repräsentation, Partizipation und Transparenz, lokale und überregionale Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit bei/für uns?

Einheit in der Aktion, maximale Partizipation in der Diskussion – nur so lässt sich wirklich kollektive, bundesweite Handlungsfähigkeit sicherstellen, wie wir immer wieder bei Großevents und Mobilisierungen unter Beweis stellen, so zum Beispiel beim LLL-Wochenende in Berlin, der Münchner Sicherheitskonferenz, unserem Festival der Jugend, den Kubabrigaden, etc. Obwohl wir in der Planung und Ausrichtung unserer politischen Arbeit zunächst stark zentralistisch vorgehen, bleibt natürlich eine relative Autonomie der Gruppen erhalten. Wir können über eigene Arbeitsschwerpunkte vor Ort und die konkrete Umsetzung unserer Vorhaben selbst entscheiden, aber eben immer auf der verbindlichen Basis unserer gemeinsamen politischen Orientierung. Regelmäßige Kampagnen werden von allen Gliederungen verbindlich umgesetzt.

Wie wird mit informellen Hierarchien und Ausschlüssen (z.B. Geschlechtszuordnungen und -rollen, Informations-, Bildungs- und Herkunftsunterschieden etc.) bei uns umgegangen?

Durch ein systematisches und kollektives Herangehen: Informellen Hierarchien stellen wir gewählte, transparente, an ihre Basis gebundene und jeder Zeit wieder abwählbare Strukturen entgegen. Unser gemeinsames Ziel ist es, alle Mitglieder unabhängig von Herkunft und Geschlecht zu kommunistischen Persönlichkeiten zu entwickeln. Was heißt das? Jeder und Jede in unserem Verband wird dabei unterstützt, sich alle theoretischen und praktischen Fähigkeiten anzueignen, die nötig sind, um sich umfassend, selbständig und selbstbewusst an allen Diskussionen innerhalb der Organisation zu beteiligen und sich in alle Bereiche unserer politischen Praxis - vor allem am eigenen Lebensschwerpunkt (Schule, Betrieb, Uni...) - einzubringen.
Geschlechterunterschieden und gesellschaftlich bedingten strukturellen Benachteiligungen wird z.B. durch eine Frauenquote systematisch entgegengewirkt, die das Ziel verfolgt, alle Leitungsebenen und alle Arbeitsbereiche geschlechterparitätisch zu besetzen. In der SDAJ sind starke und selbstbewusste Genossinnen in Leitungsfunktionen, die auch männlichen Genossen gegenüber mal eine deutliche Ansage machen, eine Selbstverständlichkeit (und haben damit auch eine wichtige Vorbildfunktion für junge Genossinnen!). Außerdem bemühen wir uns kollektiv darum, junge Genossinnen gezielt in Arbeitsbereiche einzuführen, die sonst oft klassische Männerdomänen sind (Beispiel Antifapolitik). Geschlechterdiskriminierung ist im Kapitalismus ein systematisches Problem – dem kann innerhalb einer revolutionären Organisation nur systematisch entgegengewirkt werden. Wir behaupten nicht, dass wir das Problem innerhalb unserer eigenen Strukturen überwunden haben, aber wir haben es als Problem erkannt und unternehmen konkrete Schritte dagegen. Das ist mehr, als die meisten linken Zusammenhänge von sich behaupten können. Im großen und ganzen machen wir damit sehr positive Erfahrungen, auch wenn in diesem Bereich noch viel zu tun bleibt.
Unsere verbandsinterne Bildungsarbeit verfolgt das Ziel, sozial bedingte Bildungsunterschiede abzubauen und alle GenossInnen auf einen gemeinsamen Wissensstand zu heben – nur so wird es überhaupt erst möglich, eine tatsächlich kollektive Debatte über unsere politische Strategie und Taktik zu führen. Das beginnt mit der Bildungsarbeit in den Gruppen, die sich nach Möglichkeit am Wissensstand der jüngsten/unerfahrensten Mitglieder orientiert, und wird fortgeführt in bundesweiten, aufeinander aufbauenden Theorieschulungen, die im besten Fall all unsere Mitglieder irgendwann durchlaufen. Auch diese Schulungen werden geschlechtergemischt geleitet.