Ein Skandal zur rechten Zeit
„Kaufen Sie jetzt ihren neuen Renault mit 3000 Euro Umweltprämie“, „Den neuen BMW mit Null-Prozent-Finanzierung und Umweltprämie“…. Umweltprämie erinnert ganz schön an die sogenannte „Abwrackprämie“ von 2008/2009. Um die Wirtschaft nach der Finanzkrise anzukurbeln, zahlte der Staat damals 2.500 Euro Prämie für die Verschrottung alter Autos und den Kauf von Neuwagen. Aber was hat das mit dem Diesel-Skandal, Volkswagen und der Umweltprämie zu tun?
Gehen wir nochmal ein paar Jahre zurück: Nachdem im Herbst 2015 herauskam, dass Volkswagen die Software in ihren Dieselautos gefälscht hatte und viel mehr schädliche Stoffe ausgestoßen wurden als während der Tests im Labor, war die Empörung groß. Schuld wurde hin und her geschoben, ein paar wenige Manager verantwortlich gemacht und dem Diesel das Image „gesundheitsschädlich“ aufgedrückt (wodurch Benziner plötzlich „gesund“ wurden). Nach und nach kam heraus, dass so ziemlich alle Automobilhersteller aus Deutschland ähnliche Fälschungen durchgeführt hatten und nicht nur Volkswagen seine Käuferinnen und Käufer verarscht hatte.
Imageschaden und Fahrverbote
Der Staat mitsamt seinen Verflechtungen in die Automobilindustrie kochte das Thema runter. Erst als der deutsche Naturschutzbund begann Fahrverbote gerichtlich zu prüfen, kam es zum sogenannten Dieselgipfel, an dem sich auch die Bundeskanzlerin beteiligte. Fahrverbote für alte Diesel in den Innenstädten von Stuttgart, Aachen und Düsseldorf – dazu soll es bloß nicht kommen! Das kann man den Freundinnen und Freunden in der Automobilindustrie nicht zumuten.
Würde der Abschied vom Diesel und Fahrverbote der deutschen Wirtschaft denn so schaden, wie Industrie und Politik behaupten? Würde er, wenn es keinen Ersatz gäbe. Aber der Ersatz steht schon in der Startlöchern und heißt E-Mobilität. In den USA und China wird die Produktion von Elektroautos immer weiter vorangetrieben. Der Autobauer TESLA macht den Big Three (Ford, General Motors und Chrysler) mit seinen E-Autos Konkurrenz und durch eine immer angespanntere Weltlage wird es immer notwendiger, sich auch nach anderen Energieversorgern, abseits von Benzin und Diesel, umzusehen.
Bahn frei für die E-Mobilität
Trotz Diskussionen um Digitalisierung und Elektromobilität liegt die deutsche Automobilindustrie in diesen Fragen und der Entwicklung selbiger im Vergleich noch relativ weit hinten. Es ist unumstritten, dass die Wende zur E-Mobilität kommen wird, da sind sich alle einig. Unklar ist nur noch wie schnell und wann. Opel, Mercedes und BMW bauen bereits serienmäßig E-Autos, Volkswagen kündigt an ab 2020 seinen Bulli nur noch als E-Auto zu produzieren. Mit den neuen Autos wird es auch zu infrastrukturellen Veränderungen kommen: Aufladestationen für die Fahrzeuge werden flächendeckend gebraucht und die Produktion von Akkus und Batterien wird einen neuen Stellenwert bekommen.
Für die deutschen Hersteller kommt der Dieselskandal somit gar nicht so ungelegen. Der „Imageschaden“, drohende Fahrverbote und eine allgemeine Skepsis gegenüber Dieselfahrzeugen lassen Kunden zweimal darüber nachdenken, ob sie sich nicht direkt für ein Elektroauto entscheiden sollen. Und für diejenigen, die immer noch zweifeln, springt – wie schon 2008/2009 – der Staat ein und zahlt bis zu 6.000 Euro „Umweltprämie“: „Durch die Förderung wird die schnelle Verbreitung elektrisch betriebener Fahrzeuge im Markt unterstützt“ (Bundesministerium für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle).
Julia, Bochum