Working Whistleblower (POSITION #5/18)
VOM ALLTAG AN UNSEREN ARBEITSPLÄTZEN
MIT DEM BETRIEBSRAT GEDROHT
Cyril (23) hat es in seinem Betrieb nicht mehr ausgehalten
Ich habe im letzten September, nach meinem Studium, wieder angefangen in einer Kinderkrippe zu arbeiten. Anfangs war ich einfach froh wieder im Betrieb zu sein und mit Kindern zu arbeiten. Aber nach zwei Wochen bemerkte ich, dass in der Einrichtung einiges schief läuft. Es begann damit, dass meine Kollegin mich darüber informierte, dass meine Chefin während meiner Abwesenheit im Team erzählt hatte ich würde zu viele Raucherpausen nehmen. In dem Gespräch erzählte mir meine Kollegin auch, dass die Chefin regelmäßig versucht Streit in funktionierenden Teams anzuzetteln indem sie einzelne KollegInnen hinter deren Rücken schlecht redet.Nach und nach bemerkte ich dass es im Team viel Streit gab, die Kolleginnen der anderen zwei Gruppen lagen permanent im Clinch miteinander. Darunter litt vor allem die pädagogische Arbeit mit den Kindern, diese fand de facto überhaupt nicht statt. Die Kinder wurden nur dazu verdonnert still zu sein. Regelmäßig konnte man die Chefin dabei beobachten wie sie an Türen lauschte oder auf der Suche nach Fehlern in die Gruppen hineinplatzte.Die allmorgendlichen Team-Sitzungen nutzte die Chefin vor allem um dem Team mit Kündigung oder dem Betriebsrat zu drohen. Es ist ziemlich absurd wenn ein Betriebsrat so windelweich ist, dass er als Drohmittel gegen die Beschäftigten genutzt werden kann. Nach einem Monat wurde es mir deswegen dann zu bunt und ich kündigte.
DER LEITUNG AUF DIE FINGER HAUEN
Sven (27) arbeitet bei der KJSH Stiftung im KiTa Verbund
Die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen sind mit der Betreuung von Kindern in KiTas beschäftigt. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen waren angefressen, da sie eine Dienstanweisung unterschreiben mussten, dass sie, wenn sie krank sind und es noch keine Krankheitsvertretung gibt, trotz Erkrankung erstmal zur Arbeit kommen sollen, bis es eine Vertretung gibt. Außerdem stand in der Dienstanweisung, dass Überstundenfrei nicht wie Urlaub zu betrachten ist, sodass man bei Personalmangel bis einen Tag vorm Überstundenfrei zur Arbeit gerufen werden kann.Die Dienstpläne wurden bei der einen KiTa Wöchentlich geschrieben und am Freitag für die nächste Woche ausgegeben. So war eine Freizeitplanung kaum möglich.Andere Kolleginnen haben über 100 Minusstunden gesammelt, weil sie angestellt wurden, aber noch nicht arbeiten konnten, da die KiTa, in der sie arbeiten sollten noch nicht fertig gebaut war. Klar ist: das ist mehr als ein Gesetzesverstoß. Darüber hinaus wurden einige Angestellte in Personalgesprächen zur Schnecke gemacht.Unter diesen Umständen hatten wir die Schnauze voll und haben uns vernetzt. Wir haben uns zweimal außerhalb der Arbeitszeit getroffen und dann beschlossen einen Betriebsrat zu gründen, derden Leitungen mal auf die Finger hauen soll. Den ersten Teil haben wir nun geschafft, der Betriebsrat wurde vor kurzem gewählt. Nun müssen wir nur noch den Leitungen auf die Finger hauen.
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Bildquelle: https://www.flickr.com/photos/genista/4701487561