„Macht jetzt mal nicht so eine Welle!“ (POSITION #04/18)

veröffentlicht am: 28 Sep, 2018

Working Whistleblower 

Lara (28über ihre Arbeit als Sozialarbeiterin. 

Ich bin Sozialarbeiterin in einer stationären Einrichtung der Jugendhilfe. Im Sommer wurde bei einem Kind und seiner Mutter im Krankenhaus Scarbies (Krätze) diagnostiziert. Ich habe davon bei der Übergabe am kommenden Tag erfahren. Die Leitung hatte den diensthabenden Kolleginnen untersagt, das Team darüber zu informieren. Meine Kollegin und ich bestanden darauf, mit den BewohnerInnen zum Hautarzt zu gehen und die Kolleginnen zu informieren. Was uns zuerst gesagt wurde? „Macht jetzt mal nicht so ne Welle, wir wollen die Eltern nicht unruhig machen“. Krätze verbreitet sich über Hautkontakt oder Textilien. Alle Kinder teilen sind Krabbel- und Kuscheldecken, spielen und kuscheln miteinander, sabbern sich gegenseitig an, etc. Zwei Kinder wurden, obwohl nicht klar war, ob sie sich angesteckt haben, in die Kita geschickt. Die Argumentation der Leitung: Während der Inkubationszeit (bis zu 3 Wochen) kann man ja sowieso nichts diagnostizieren. Es gibt allerdings eine Salbe, die man sicherheitshalber auftragen kann. Nach langem hin und her durften wir dann doch die Bewohner informieren und mit ihnen zum Hautarzt. Einige Kolleginnen wurden sicherheitshalber krankgeschrieben, um sich mit der Salbe zu behandeln. Die Reaktion der Leitung: „Die Hautärztin schreibt jetzt aber auch sehr wahllos einfach jeden krank!“. Krätze ist übrigens eine Meldepflichtige Krankheit, die Meldung ans Gesundheitsamt wurde erst über 24 Stunden nach Bekanntwerden der Infektion getätigt. 

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POSITION #4/2018
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