Bildung und Schule
Für das Recht auf Bildung
"Unser Bildungsstand entscheidet über die Chancen auf Ausbildung, Studium und Arbeit. Um unsere Existenz zu sichern, sind wir gezwungen, für Lohn zu arbeiten. Deshalb haben wir ein Interesse an freiem Zugang zu Bildungsmöglichkeiten. Aber im Kapitalismus sollen ArbeiterInnen möglichst nur so viel lernen, wie sie für ihre Aufgaben im Produktionsprozess benötigen. Bildung in einem umfassenden Sinne ist nicht im Interesse des Kapitals."
Aus dem Zukunstpapier der SDAJ
Bildung sollte uns dazu befähigen, uns unserer Lage bewusst zu werden, die gesellschaftlichen Verhältnisse kritisch zu hinterfragen und entsprechend unserer Interessen zu handeln. Dazu gehört die theoretische und praktische Vermittlung des aktuellen Wissens- und Entwicklungsstandes der Gesellschaft. Erst das bildet die Basis für gesellschaftlichen Fortschritt. Dafür muss ein lebenslanger Lernprozess ermöglicht werden, so dass jeder Mensch jederzeit die Möglichkeit hat, seine Fähigkeit und Interessen in alle Richtungen weiter zu entwickeln. Dabei ist Lernen kein einseitiger Prozess, in dem einige Wenige allen Anderen Wissen eintrichtern.
Vor der Prüfung ist nach der Prüfung. Das Gefühl kennt wahrscheinlich jeder von uns. Eigentlich hechtet man in der Schule nur von Test zu Test, von Arbeit zu Arbeit, von Klausur zu Klausur. Und dafür muss man noch nicht mal ein krasser Streber sein. UNICEF hat Zahlen dazu herausgegeben, wie viele Stunden SchülerInnen durchschnittlich mit Schule beschäftigt sind. Ab dem Alter von 6 Jahren sind es ca. 31 Stunden pro Woche. Und je älter man wird, umso krasser wird es. Das geht so weit, dass SchülerInnen in den Klassenstufen 9-13 im Schnitt 45 Stunden die Woche zu tun haben. Das ist mehr, als so mancher Erwachsener arbeitet. Solche Zeitaufwände haben Folgen. Eine Studie der KKH aus 2018 ergab, dass in der Altersgruppe der 13- bis 18-Jährigen zwischen 2007 und 2018 die Zahl der SchülerInnen, die unter Angstzuständen litten um 76% gestiegen ist. Bei depressiven Erkrankungen ist die Zahl im selben Zeitraum sogar um 120% gestiegen.
Stunden pro Woche arbeiten SchülerInnen für die Schule
SchülerInnen maximal bei zwei LehrerInnen pro Klasse fordern wir!
Die Rechte der gewählten Interessenvertretungen, sei es die SchülerInnenvertretung oder der Allgemeine Studierendenausschuss, existieren fast nur noch auf dem Papier. Noch immer haben wir kein allgemeinpolitisches Mandat. Bei allen wichtigen Entscheidungen kommen wir entweder gar nicht zu Wort oder tatsächlicher Einfluss wird durch die Stimmverteilung verhindert. Wieder eingeführte Repressalien sollen uns zudem vollends mundtot machen. Kopfnoten, Trainingsräume und SchülerInnendateien sind hier nur die Spitze des Eisbergs. Wichtige demokratische Grundrechte werden uns faktisch, u.a. mit Drohungen und Strafen gegen streikende SchülerInnen, Studierende und Auszubildende genommen. Schulen und Unis sind chronisch unterfinanziert. Marode Schulgebäude, LehrerInnenmangel und damit Unterrichtsausfall und zu große Klassen sind die Folge. Wenn nicht direkt und offen gekürzt wird, dann über die sogenannte (Hoch-)Schulautonomie. Das fehlende Geld wird dann über Kooperationen mit der privaten Wirtschaft rein geholt, welche wiederum Einfluss auf die Lehrinhalte nimmt.
Auf dem 23. Bundeskogress (2018) beschlossen wir als SDAJ unsere „Geld gibt es genug – Zeit es uns zu holen“-Kampagne, die auf die Arbeit an Schulen und Betrieben konzentriert ist. Damit gaben wir und eine grundsätzliche Orientierungen, die jede Gruppe auf ihre Kämpfe in Betrieb und Schule vor Ort anwenden soll.
Als Arbeiterjugend und SchülerInnenorganisation wirken wir vor allem in Schule und Betrieb. Alle unsere Mitglieder sind an ihrer Schule oder Betrieb aktiv und werden dabei von ihrer Gruppe unterstützt.
Sie treten offen auf und skandalisieren dabei die dortige Situation, indem sie die kapitalistischen Widersprüche in ihrem Lebensschwerpunkt aufzeigen. Das verbinden sie, wo möglich, mit anderen Politikfeldern wie beispielsweise Antifaschismus und Antimilitarismus.
Video: Geld gibt´s genug - Zeit es uns zu holen!
Unsere Forderungen aus unserem Zukunftspapier:
50% Stimmanteil für SchülerInnen auf allen bildungspolitischen Entscheidungsebenen!
Weg mit der (Hoch-)Schulautonomie!
Maximal 20 SchülerInnen bei zwei LehrerInnen pro Klasse!
Vielfältige Kulturelle und sportliche Freizeitangebot in (Berufs-)Schulen und Universitäten!
Arbeitszeitverkürzung für Lehrende!
Bundeswehr und Konzerne raus aus Schulen und Unis!
Verbot von Privatschulen, privaten Hochschulen und Unis!
Bedingungsloses Recht auf einen Studienplatz!
Recht auf politische Betätigung! Recht auf Bildungsstreik!
Weg mit Schulzeitverkürzungen!
Weg mit dem gegliederten Schulsystem: Eine Schule für alle – polytechnisch, inklusiv und ganztägig!
Weg mit allen Zugangsbeschränkungen im Bildungssystem! Weg mit den Studiengebühren!
Keine staatliche Finanzierung von religiösen Einrichtungen, auch nicht im Bildungswesen!
Keine Einflussnahme der Religion auf Lehrinhalte – Ethik- statt Religionsunterricht!
Schließung aller theologischen Fakultäten und Widerruf aller theologischen Titel!
Vollständige Lehr- und Lernmittelfreiheit! Kostenlose Bildung für alle!
Recht auf einen kostenlosen Vollzeitkrippen- und Kitaplatz!
Zentrale Prüfungen abschaffen – Vertrag von Bologna rückgängig machen!
Mehr Geld in die Bildung, damit baufällige Schulgebäude renoviert und alle Bildungseinrichtungen mit dem neuesten und Fortschrittlichsten Lehrmaterial ausgestattet werden! Kein Ausverkauf der Schulen an private Investoren!
Mitbestimmung von SchülerInnen, Auszubildenden und Studierenden bei Bildungsinhalten und Methoden!
Keine weitere Streichung und Aushöhlung gesellschaftswissenschaftlicher und künstlerischer Fächer!
Für eine elternunabhängige Finanzierung, die ein selbständiges Leben ermöglicht!
Allgemeinpolitisches Mandat für SchülerInnenvertretungen und Allgemeine Studierendenausschüsse!
Abschaffung des Notensystems!
Weitere aktuelle Artikel zum Thema:
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte bestätigt: Streikrecht bleibt verwehrt!
Lehrermangel, marode Schulen, Überstunden. Gründe, sich gegen die aktuellen Arbeitsbedingungen an deutschen Schulen zu wehren, gibt es genug, doch in Deutschland ist es bis zu 90 % der Kolleg:innen verwehrt, durch Streiks Einfluss auf ihre Arbeitsbedingungen zu...
PISA-Studie: Bildung für uns, statt für Profite!
Seit wenigen Tagen steht Deutschland unter Schock: Deutsche SchülerInnen schneiden im internationalen PISA-Vergleich schlechter ab, als noch vor ein paar Jahren. 21 Prozent der 15-Jährigen haben Probleme mit dem Leseverständnis. In Mathematik und Naturwissenschaften...
Bei der Rüstung sind sie fix! Für die Bildung tun sie nix!
Die eingestürzte Hörsaaldecke an der Uni Marburg zeigt wieder einmal deutlich, wo überall gespart wird. Für unsere Bildung und die dafür nötige Infrastruktur wird zu wenig Geld ausgegeben. Unigebäude sind zunehmend marode und haben einen gewaltigen Sanierungsstau. Die...
Mehr als nur Symptombekämpfung: Schluss mit Konkurrenz & Noten!
Familienministerin Lisa Paus will „Mental Health Coaches" an Schulen etablieren. Aufgrund steigender psychischer Belastung durch Corona, Krieg und Krise sei es wichtig, „Resilienz und mentale Gesundheit" zu stärken. „Das Aufwachsen in krisenhaften Zeiten und...
Kleine Klassen wären klasse
Am 12. Oktober demonstrierten mehr als 3.000 Berliner LehrerInnen für einen Tarifvertrag, Gesundheitsschutz und kleinere Klassen. Bereits im Juni letzten Jahres forderte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den Berliner Senat zu Tarifverhandlungen auf....
»Viele ahnen, dass sie die Rechnung zahlen werden«
Der Bundeskongress der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend, kurz SDAJ, hat am vergangenen Wochenende die Handlungsgrundlagen des Verbands für die nächsten zwei Jahre diskutiert und beschlossen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis des Kongresses? Wir haben ein...
SchülerInnen fordern Pandemieschutz!
Unter dem Hashtag #wirwerdenlaut fordern aktuell bundesweit SchülerInnen besseren Schutz in der Pandemie. Die mittlerweile über 100.000 Unterschriften zeigen, wir SchülerInnen sind nicht alleine! Seit ein paar Tagen gibt es eine immer größeren Diskussion um die...
Corona-Demo auf dem Kassler Unicampus: Das “offene Studitreffen“ (kurz OST) berichtet von Ereignissen, die sich neulich auf dem Campus der Kasseler Uni abgespielt haben
Kurz nach dem Beginn des Wintersemesters 2021 kam es am Mittwoch, den 27. Oktober, auf dem Gelände der Universität zu einer Demonstration und Gegendemonstration zweier Gruppen. Geplant ist, das aktuelle Semester im Winter so zu gestalten, das eine Hälfte der...
Corona Chaos an den Schulen – „Aber muss er jetzt weiter zur Schule gehen oder in Quarantäne?“
Wenn man noch zur Schule geht, dort arbeitet oder Kinder hat, die zur Schule gehen, hat man diese Frage in letzter Zeit vermutlich öfter gehört oder selbst gestellt. Neue Regelungen bezüglich Quarantäne und Corona-Testen verwirren SchülerInnen, Eltern und...
Frankreich: Corona-Chaos an den Schulen – Streik als Antwort
Explodierende Corona-Fallzahlen, chaotisches Krisenmanagement, steigender Leistungs- und Arbeitsdruck und ein „nie dagewesenes Ausmaß an Erschöpfung“ – die französischen LehrerInnen sowie ihre Schützlinge haben allen Grund ihre Wut auf das kapitalistische...