{"id":20774,"date":"2024-12-23T08:00:39","date_gmt":"2024-12-23T07:00:39","guid":{"rendered":"https:\/\/www.sdaj.org\/?p=20774"},"modified":"2024-12-21T16:55:16","modified_gmt":"2024-12-21T15:55:16","slug":"quo-vadis-ukraine-krieg-wohin-dreht-die-eskalationsspirale","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.sdaj.org\/2024\/12\/23\/quo-vadis-ukraine-krieg-wohin-dreht-die-eskalationsspirale\/","title":{"rendered":"Quo vadis Ukraine-Krieg? – Wohin dreht die Eskalationsspirale?"},"content":{"rendered":"
Ukrainisches Milit\u00e4r auf russischem Boden, russisches auf ukrainischem. Keine gr\u00f6\u00dferen Bewegungen der Frontlinie seit einiger Zeit. Stehen Verhandlungen und ein Ende des Krieges nun endlich bevor?<\/p>\n
<\/p>\n
Durch die Eroberung russischer Gebiete schien die Ukraine Verhandlungsmasse zu gewinnen, die sie nach Einfrieren der Frontlinie zu Verhandlungen bewegen k\u00f6nnte. Tats\u00e4chlich hat sich im Nachhinein gezeigt, dass durch die Eroberung eher das Gegenteil erreicht wurde. Denn kurz vor dem Angriff auf das russische Gebiet Kursk hatte Kiew nach Vermittlungen aus Katar Verhandlungen mit Moskau aufgenommen. \u00dcber Verzicht auf gegenseitige Angriffe auf die Energie-Infrastruktur, mit der Perspektive, einen umfangreichen Waffenstillstand auszuarbeiten. Durch den Angriff auf Kursk wurden die Bem\u00fchungen zunichtegemacht \u2013 w\u00e4hrend der diplomatischen Bem\u00fchungen wurde hinter dem R\u00fccken der Angriff vorbereitet. Auch andere Friedensschlussinitiativen, etwa aus China, Indien oder Brasilien, wurden den vermittelnden Staaten vor den Kopf gesto\u00dfen.<\/p>\n
\u00c4hnliche Muster gab es seit Beginn des Krieges immer wieder. Am bekanntesten sind sicherlich die Istanbul-Verhandlungen Ende M\u00e4rz 2022. Dort hatte sich Kiew fast schon mit Moskau darauf geeinigt, dass russische Truppen aus der Ukraine abziehen, wenn im Gegenzug die Neutralit\u00e4t der Ukraine gew\u00e4hrleistet w\u00fcrde. Mittlerweile ist es kein Geheimnis mehr, dass diese Verhandlungen auf Druck des Westens nicht erfolgreich waren. NATO-Staaten sicherten der Ukraine Waffen zu, und sie sollte weiterk\u00e4mpfen. Auch im Herbst 2022, und September 2023 gab es Verhandlungsbereitschaft aus Moskau \u00fcber ein Einfrieren der Front und einen Waffenstillstand. Dazu kam es nie. Auch die neuerlichen Gespr\u00e4chsangebote aus Russland wurden abgelehnt \u2013 die NATO und mit ihr die Ukraine setzen auf die immer weitere Eskalation.
\nDie Offensive in Kursk ist l\u00e4ngst ins Stocken geraten, relevante Entlastungen f\u00fcr den Frontabschnitt im Donbass konnten nicht erzielt werden \u2013 ganz im Gegenteil: W\u00e4hrend das ukrainische Milit\u00e4r selbst Truppen f\u00fcr die eigene Offensive abziehen musste und so die Truppen im Donbass schw\u00e4chte, konzentrierte das russische Milit\u00e4r Truppenverb\u00e4nde aus anderen Landesteilen zur Verteidigung in Kursk, allerdings nicht aus dem Donbass. Die Konsequenz: Die ukrainische Verteidigung, die im Donbass schon vor der Offensive wackelte, droht jetzt noch schneller einzuknicken.<\/p>\n
<\/p>\n
\n<\/u>Auch wenn Moskau immer wieder Verhandlungsangebote andeutet, muss man bezweifeln, dass sich Russland aus der Initiative auf dem Schlachtfeld selbst zu gleichberechtigten Verhandlungen bereit erkl\u00e4rt. Das w\u00e4re f\u00fcr die Durchsetzung russischer Interessen eine Gefahr, denn erstens kann sich Russland erfahrungsgem\u00e4\u00df nicht auf sicherheitspolitische Zusagen aus dem Westen oder gar der Ukraine verlassen. Zweitens geht es bei dem Konflikt nicht nur ausschlie\u00dflich um russische Sicherheitsinteressen. Zwar hat sich die NATO, die sich mit dem Ziel gegr\u00fcndet hat, die Sowjetunion zu vernichten, nach 1990 (entgegen eigener Zusagen) St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck immer weiter bis direkt an die russische Grenze ausgeweitet (inklusive Milit\u00e4rbasen), dennoch hat Russland auch eigene Wirtschaftsinteressen in Osteuropa \u2013 einer Region, die historisch sehr stark von einer Kooperation mit Russland gepr\u00e4gt war. Sowohl Sicherheits- als auch Wirtschaftsinteressen und offen klaffende Widerspr\u00fcche zwischen den Anspr\u00fcchen aus Russland und der NATO wird es auch noch in der Zeit nach dem Ukraine-Krieg geben, worauf sich Russland jetzt schon vorbereiten wird. Aber es bleibt dabei: Die Eskalation in diesem Konflikt hat ihren Ursprung in der Aggression der NATO-Staaten. Es ist der verzweifelte Versuch der NATO-Staaten, den eigenen \u00f6konomischen Abstieg im Weltma\u00dfstab zu verhindern, und daf\u00fcr wird wohl wissend ein Weltkrieg riskiert und vorbereitet.<\/p>\n
<\/p>\n
\n<\/u>Selenskij versucht in der aktuell verzwickten Situation Zustimmung f\u00fcr einen \u201eSiegesplan\u201c zu erhalten. Der beinhaltet in erster Linie, dass der Westen, allen voran die USA, mehr Waffen liefert und Beschr\u00e4nkungen f\u00fcr weitreichende Raketen aufhebt. Aktuell scheint es daf\u00fcr allerdings sowohl von Politikern aus den USA als auch aus Deutschland wenig Zustimmung zu geben. Wahrscheinlich wollen sie vor anstehenden Wahlen nicht noch mehr Zuspruch aus der Bev\u00f6lkerung verlieren. Denn die Kritik an der Ukraine-Politik der Herrschenden wird in Teilen lauter.
\nIronischerweise wird aber jegliche Form des Krisenmanagements der Herrschenden f\u00fcr Unmut sorgen. Sie scheren sich nur f\u00fcr die Belange der Superreichen \u2013 die Armen schauen in die R\u00f6hre. In Anbetracht des anstehenden Winters und der gro\u00dffl\u00e4chig zerst\u00f6rten Energieinfrastruktur in der Ukraine, sodass voraussichtlich nur vier Stunden pro Tag geheizt werden kann, wird sich die Fluchtbewegung aus der Ukraine nach Deutschland versch\u00e4rfen. Die Asylpolitik der Herrschenden wird weder zu einer Entspannung in Deutschland noch in der Ukraine f\u00fchren. Schon jetzt ist v\u00f6llig unklar, wie sich die ukrainische Gesellschaft nach dem Krieg wieder von dem durch Krieg, Flucht, und Gebietsverlust erfolgten Verlust von zehn Millionen Menschen erholen soll.
\nDennoch fordern nat\u00fcrlich auch deutsche Politiker, solche Beschr\u00e4nkungen aufzuheben, und wollen etwa \u201eendlich den Taurus liefern\u201c (Strack-Zimmermann). Sinnvoll genutzt werden k\u00f6nnen solche Waffen allerdings nur, wenn deutsche Milit\u00e4rs mithelfen. Egal, wie man es dreht und wendet: \u201eBeteiligt ist beteiligt\u201c, das haben schon die deutschen Offiziere festgestellt, die auf einem Mitschnitt, der Anfang M\u00e4rz ver\u00f6ffentlicht wurde, diskutiert haben, wie man die unumg\u00e4ngliche Beteiligung der Bundeswehr an einem Taurus-Einsatz verschleiern k\u00f6nnte. Dass Russland aus dem Krieg gest\u00e4rkt hervorgeht, w\u00fcrden die NATO-Staaten aber nur sehr widerwillig hinnehmen. Eine weitere Eskalation scheint da schon vorprogrammiert.<\/p>\n
<\/p>\n
Da bei der Milit\u00e4runterst\u00fctzung der Ukraine eine rote Linie nach der anderen gefallen ist, sah sich Russland veranlasst, die eigenen Richtlinien zum Einsatz von Atomwaffen zu \u00e4ndern. Fortan soll eine Aggression gegen Russland von einem Nichtatomwaffenstaat, die allerdings in Kooperation mit einem Atomwaffenstaat durchgef\u00fchrt wurde, als ein gemeinsamer Angriff gewertet werden. Das impliziert Eskalationspotential: Russland f\u00fchrt Krieg mit der nicht-atomar-aufger\u00fcsteten Ukraine, die allerdings durch atomar aufger\u00fcstete NATO-Staaten mit nahezu allen Mitteln unterst\u00fctzt wird. Und sofern die staatliche Souver\u00e4nit\u00e4t Russlands in Gefahr ger\u00e4t, ist f\u00fcr Moskau der Einsatz von Atomwaffen gerechtfertigt.<\/p>\n
<\/p>\n
\n<\/u>Denjenigen, die weiterhin auf die Eskalation mit Russland setzen, gibt unter anderem Anton Hofreiter (Gr\u00fcne) seine Stimme. Selbst zuletzt hat er noch gesagt, dass die aus Russland angek\u00fcndigten Konsequenzen leere Drohungen w\u00e4ren. Eine grobe Fehleinsch\u00e4tzung! Nach jahrelanger Aggression von der NATO reagierte Russland am 24.02.2022 mit einem Einmarsch in die Ukraine \u2013 den auch zuerst die wenigsten f\u00fcr realistisch gehalten hatten.<\/p>\n
<\/p>\n
Joscha (K\u00f6ln)<\/strong><\/p>\n \n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Ukrainisches Milit\u00e4r auf russischem Boden, russisches auf ukrainischem. Keine gr\u00f6\u00dferen Bewegungen der Frontlinie seit einiger Zeit. Stehen Verhandlungen und ein Ende des Krieges nun endlich bevor? Keine Verhandlungen Durch die Eroberung russischer Gebiete schien die Ukraine Verhandlungsmasse zu gewinnen, die sie nach Einfrieren der Frontlinie zu Verhandlungen bewegen k\u00f6nnte. Tats\u00e4chlich hat sich im Nachhinein […]<\/p>\n","protected":false},"author":114,"featured_media":20775,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"_et_pb_use_builder":"","_et_pb_old_content":"","_et_gb_content_width":"","footnotes":""},"categories":[1790],"tags":[],"yoast_head":"\n
\n<\/strong><\/u>Sowohl f\u00fcr die Bev\u00f6lkerung der Ukraine als auch f\u00fcr die Deutschlands bleibt die einzige Option, die Herrschenden zu zwingen, den Krieg zu beenden. Aber langfristig bleibt die Losung seit \u00fcber hundert Jahren gleich: Frieden kann es langfristig nur geben, wenn wir dem Krieg die Grundlage entziehen, den Imperialismus zerschlagen und den Sozialismus aufbauen!<\/p>\n