Interview mit Erika Baum zur Bedeutung des Frauenkampftages.<\/strong><\/p>\nPOSITION: Bereits 1908 beschlossen in den USA Frauen der sozialistischen Partei Amerikas sich f\u00fcr das Frauenstimmrecht einzusetzen, Ende Februar 1909 demonstrierten sie mit einem nationalen Kampftag f\u00fcr dieses Ziel. Nach einem Beschluss auf der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen gab es im M\u00e4rz 1911 auch in einigen L\u00e4ndern Europas erste Frauentage, die f\u00fcr die Agitation f\u00fcr das Frauenwahlrecht genutzt wurden. Heute gibt es schon lange das allgemeine Wahlrecht. Worin siehst du die Notwendigkeit des 8. M\u00e4rz als Frauenkampftag heute?<\/p>\n
Erika:<\/strong> Schon vor der Einf\u00fchrung des Wahlrechts auch f\u00fcr Frauen hat dieser Tag eine Bedeutung als Aktionstag f\u00fcr den Frieden bekommen. Seit dem Beginn des ersten Weltkrieges 1914 spielte er eine bedeutende Rolle im Kampf gegen den Krieg. Die internationale Frauenbewegung machte diesen Tag zu einem aktiven Antikriegstag. Und die reale Gefahr des Krieges existiert weiterhin und wir m\u00fcssen uns dagegen organisieren. Daher ist der 8. M\u00e4rz auch heute noch der Tag der Frauen, die um das Leben k\u00e4mpfen, gegen die Gefahr des Krieges.
\nDes Weiteren spielte und spielt auch immer noch der Kampf um wirkliche Gleichstellung eine gro\u00dfe Rolle, denn die Gleichberechtigung der Frau existiert an vielen Stellen nur auf dem Papier als rein formale Gleichstellung. Es gibt hingegen so viele Gesetze, die die Ausbeutung um verschiedene Teilaspekte versch\u00e4rft. Von der Kinderbetreuung, \u00fcber Qualifizierungsma\u00dfnahmen und unbezahlte Praktika. Die b\u00fcrgerliche Auffassung von Freiheit und Emanzipation beruht auf einer rein formalen Gleichstellung, die aber nichts an der Ungleichbehandlung in manchen Lebensbereichen \u00e4ndert. Sie versch\u00e4rft durch diesen formalen Deckmantel eher das Problem. Die Frauenquote wird beispielsweise auch nur zur Verdeckung der wirklichen Herrschaftsverh\u00e4ltnisse genutzt. Immer noch findet man Frauen wenig in F\u00fchrungspositionen und wenn dann noch eher in der Politik als in der Wirtschaft. Angela Merkel vertritt als Kanzlerin auf das Beste die Interessen des Monopolkapitals und unter Ursula von der Leyen als Verteidigungsministerin wird die kriegerische und ausbeuterische Politik des Kapitalismus noch auf die Spitze getrieben. So wird mit der Besetzung dieser Positionen durch eine Frau die Kriegspolitik noch verharmlost.<\/p>\nPOSITION:<\/strong> Was sind deiner Meinung nach Voraussetzungen f\u00fcr eine wirkliche Gleichberechtigung.<\/p>\nErika:<\/strong> Eine wirkliche Gleichberechtigung erreichen wir erst, wenn wir als Gesellschaft die materiellen Bedingungen daf\u00fcr bereitstellen. Auch im Osten haben sich zu DDR Zeiten die \u00d6konomen dar\u00fcber aufgeregt, dass es viel teuer ist Kinderg\u00e4rten zu finanzieren, als einfach nur das Kindergeld zu erh\u00f6hen. Dennoch haben wir das Ziel der gesellschaftlich organisierten Kinderbetreuung durchgesetzt, um allen Frauen eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen und aktiven Berufsleben zu erm\u00f6glichen. Au\u00dferdem muss klar sein, dass im Kapitalismus die Unterdr\u00fcckung der Frau Methode hat. Sie wird genutzt um die Arbeiterklasse zu spalten.<\/p>\nPOSITION:<\/strong> In vielen politischen Organisationen ist der Anteil von Frauen geringer als der der M\u00e4nner. Was meinst du, wie man Frauen erreichen kann?<\/p>\nErika:<\/strong> Wenn ich mich heute mit jungen Frauen unterhalte h\u00f6re ich immer wieder eine gewisse Perspektivlosigkeit heraus, die Schwierigkeiten einen Arbeitsplatz \u2013 trotz erfolgreich abgeschlossener Ausbildung bzw. Studium \u2013 zu finden. Dasselbe gilt nat\u00fcrlich auch f\u00fcr junge M\u00e4nner, aber dennoch lastet die Aufgabe der Reproduktionsarbeit, also der Pflege und Erziehung von Kindern oft noch zum gro\u00dfen Teil auf den Frauen. Um Frauen zu erreichen m\u00fcssen wir sie fragen, was ihre Sorgen und N\u00f6te sind, um daran ansetzen zu k\u00f6nnen. Wir m\u00fcssen herausfinden, was ist an der Lage der Frauen momentan das charakteristische ist um gemeinsame K\u00e4mpfe zu organisieren.
\nIch sehe da als ein Problem die voranschreitende Individualisierung: In der Gesellschaft nimmt die Vereinzelung zu. In den Medien wird das Bild des Individualisten vermittelt, der selbst f\u00fcr seine Taten verantwortlich sein. Diese theoretische Heraushebung des Individuums tr\u00e4gt zu einer Entsolidarisierung bei und das ist das gef\u00e4hrliche an dieser Demagogie. Wir m\u00fcssen an dieser Stelle \u00fcberlegen, wie wir Bedingungen schaffen, die das Alleinsein aufbrechen k\u00f6nnen. Ich sehe da als eine wichtige Sache den gemeinsam erlebten Kampf. Die Teilnahme an Demonstrationen und Streiks bei denen man die Kraft der Solidarit\u00e4t ganz praktisch erleben kann. Das ist innerhalb dieses von Konkurrenzk\u00e4mpfen lebenden Kapitalismus notwendig.<\/p>\nPOSITION:<\/strong> Aus deiner Erfahrung heraus, wie muss sich die junge Arbeiterin heute zum Kampf f\u00fcr ihre Interessen organisieren?<\/p>\nErika:<\/strong> Wir m\u00fcssen genau analysieren, wie die Lage der Frauen heute ist. Wir d\u00fcrfen die allgemeinen Fragen des Klassenkampfes nicht aus dem Auge verlieren. Ich k\u00f6nnte es begr\u00fc\u00dfen, wenn ein paar Genossinnen und Genossen sich zusammen hinsetzen und gemeinsam \u00fcberlegen, wie wir als kommunistische Partei oder als sozialistischer Jugendverband mehr Frauen erreichen k\u00f6nnen. Man m\u00fcsste vorher die Inhalte solch einer Arbeitsgruppe formulieren und es muss klar sein, dass es nicht nur die Sache der Frauen allein ist, um eine st\u00e4rkere Organisation unter Frauen zu k\u00e4mpfen, sondern die aller GenossInnen. Unsere St\u00e4rke ist dabei, wie Clara Zetkin schon analysierte, dass wir als Proletarier gegen Ausbeutung und um Gleichberechtigung der Frauen gemeinsam mit den M\u00e4nnern unserer Klasse k\u00e4mpfen. Im Gegensatz zu den Frauen des B\u00fcrgertums, welche die Emanzipation gegen die M\u00e4nner ihrer Klasse durchsetzen m\u00fcssten.
\nIch m\u00f6chte auch jungen Menschen vermitteln, dass der Kampf um die Emanzipation der Frau auch der Kampf um das Menschsein ist. Wir k\u00e4mpfen auch um das Recht der M\u00e4nner, sich nicht in das klischeehafte Bild des Mannes im Gegensatz zur Frau einspannen lassen zu m\u00fcssen. Auch daf\u00fcr, dass man sich als Mann zu Warmherzigkeit und Z\u00e4rtlichkeit \u00f6ffentlich bekennen kann.<\/p>\nPOSITION:<\/strong> \u201eUnter den Bedingungen der Ausbeuterordnung waren und sind Frauen nie so frei wie im Kampf.\u201c Wie verstehst du diese Aussage?<\/p>\nErika:<\/strong> An dieser Stelle denke ich immer an das Bild der Rotarmistin auf dem Weg nach Berlin. Es verdeutlicht sehr gut, dass diese als Teil einer Bewegung eine starke Frau geworden ist, die sich nicht so einfach unterdr\u00fccken l\u00e4sst. Sie ist Beispielgebend, bereit f\u00fcr die Menschen einzutreten und sich f\u00fcr ihre Interessen einzusetzen.
\nEs ist unsere Aufgabe als KommunistInnen nicht nur beim Singen zu betonen, dass die Internationale das Menschenrecht erk\u00e4mpft. Wir m\u00fcssen in Gespr\u00e4chen mit den Menschen, mit M\u00e4nnern wie Frauen die Ansatzpunkte entdecken, die sie uns zu Genossen und Genossinnen macht. Dabei ist es wichtig die Erfahrung der Menschen zu beachten und gemeinsam zu nutzen. Diese Ankn\u00fcpfungspunkte in der Masse zu finden, das ist unsere Aufgabe.<\/p>\nDas Interview f\u00fchrte
\nTine, Berlin<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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Die Befreiung erk\u00e4mpfen \u2013 heraus zum 8. M\u00e4rz! - SDAJ<\/title>\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\t\n\t\n\t\n