{"id":9890,"date":"2018-08-05T09:25:32","date_gmt":"2018-08-05T08:25:32","guid":{"rendered":"http:\/\/www.sdaj.org\/?p=9890"},"modified":"2019-06-28T11:40:11","modified_gmt":"2019-06-28T10:40:11","slug":"wir-muessen-uns-vorbereiten-position-03-18","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.sdaj.org\/2018\/08\/05\/wir-muessen-uns-vorbereiten-position-03-18\/","title":{"rendered":"Wir m\u00fcssen uns Vorbereiten (POSITION #03\/18)"},"content":{"rendered":"
Interview: Die boliviarische Revolution in Venezuela steckt in der Krise: Wirtschaftlich und politisch. Die sozialdemokratische PSUV hat die Wahlen f\u00fcr sich entscheiden k\u00f6nnen, die Kommunisten \u00fcben Druck von links aus. Wir haben uns mit Carolus Wimmer, dem internationalen Sekret\u00e4r der KP Venezuelas unterhalten.<\/strong><\/p>\n POSITION: Warum habt ihr als kommunistische Partei Maduro unterst\u00fctzt?<\/strong> Ihr hattet als kommunistische Partei ein Abkommen mit der PSUV. Was war dessen Inhalt und Ziel?<\/strong> Was sind die zentralen Inhalte des Abkommens?<\/strong> In welchen Punkten unterscheidet ihr euch von der PSUV?<\/strong> Ihr sagt, dass es Defizite, Fehler und Inkonsequenzen der Regierung gibt. Ihr kritisiert die Hyperinflation, die Kriminalit\u00e4t und Korruption. Warum gibt es diese?<\/strong> Das Interview f\u00fchrte Das vollst\u00e4ndige, ungek\u00fcrzte Interview kannst Du unter kurzlink.de\/venezuela-wimmer nachlesen<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Interview: Die boliviarische Revolution in Venezuela steckt in der Krise: Wirtschaftlich und politisch. Die sozialdemokratische PSUV hat die Wahlen f\u00fcr sich entscheiden k\u00f6nnen, die Kommunisten \u00fcben Druck von links aus. Wir haben uns mit Carolus Wimmer, dem internationalen Sekret\u00e4r der KP Venezuelas unterhalten. POSITION: Warum habt ihr als kommunistische Partei Maduro unterst\u00fctzt? Carolus Wimmer: Wir […]<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"_et_pb_use_builder":"","_et_pb_old_content":"","_et_gb_content_width":"","footnotes":""},"categories":[1088,3],"tags":[],"yoast_head":"\n
\nCarolus Wimmer: Wir haben Maduro unter dem Slogan \u201eEinheit zur Verteidigung des Vaterlands\u201c unterst\u00fctzt. Venezuela ist ein kapitalistisches Land mit den normalen Widerspr\u00fcchen eines kapitalistischen Landes und wir haben auch Widerspr\u00fcche mit unserem Verb\u00fcndeten, der PSUV, die eine sozialdemokratische Partei ist. Aber f\u00fcr uns steht im Moment die Verteidigung der nationalen Souver\u00e4nit\u00e4t Venezuelas im Vordergrund, gegen die Einmischung, gegen die milit\u00e4rische Drohung von USA und EU. F\u00fcr uns war damit klar, dass diese Gemeinsamkeit \u00fcber Unterschieden mit der PSUV steht, die wir trotzdem im Wahlkampf thematisiert haben.<\/p>\n
\nCarolus: Wir haben Maduro unterst\u00fctzt, aber unter der Bedingung, dass ein gemeinsamer Minimalplan besteht, darum haben wir uns auf ein Abkommen mit der PSUV geeinigt. Das Abkommen abzuschlie\u00dfen war nicht leicht, aber trotzdem erfolgreich. F\u00fcr uns ist es ein Programm f\u00fcr den Kampf zur Verteidigung der Arbeiterklasse und es enth\u00e4lt viele Vorschl\u00e4ge, mit denen Schwierigkeiten und Fehler korrigiert werden. Das ist seit 19 Jahren das erste gemeinsame Programm zwischen PCV und PSUV in Venezuela und deshalb sehen wir es als erfolgreich an, aber auch als n\u00f6tig \u2013 Ohne dieses Programm w\u00e4re unsere Unterst\u00fctzung f\u00fcr Maduro nicht sicher gewesen.<\/p>\n
\nCarolus: Das Programm besteht aus insgesamt 19 Punkte, auf die wir uns mit der PSUV einigen konnten. Dazu geh\u00f6rt, dass wir eine kollektive Leitung des revolution\u00e4ren Prozesses brauchen \u2013 revolution\u00e4r im Sinne der nationalen Befreiung, nicht im Sinne des Sozialismus. Aus unserer Sicht haben wir in Venezuela viele Probleme, weil die Lohnabh\u00e4ngigen noch keine leitende Stellung eingenommen haben. Sie k\u00f6nnen zwar w\u00e4hlen, aber die leitenden Stellungen sind immer noch durch die Bourgeoisie besetzt.
\nWeitere Punkte sind der Kampf gegen die Korruption, die Forderung einer zentralisierten Planung, der Kampf gegen die Privilegien der Bourgeoisie, die Forderung, dass in der schwierigen Wirtschaftslage Venezuelas kein Dollar an die Bourgeoisie geht (Zentralisierung des Imports\/Exports durch den Staat). Ein weiteres wichtiges Thema ist f\u00fcr uns die Weiterentwicklung der Produktion. Venezuela ist ein Erd\u00f6lland, wir leben jetzt \u00fcber ein Jahrhundert vom Erd\u00f6l und fordern jetzt, dass das Land weiter industrialisiert wird. Nicht nur in Mammutprojekten, die ja existieren, sondern auch in mittleren und kleinen Betrieben, in Handwerksbetrieben, in der Landwirtschaft.
\nInsgesamt haben wir der PSUV 60 Punkte vorgeschlagen, wir mussten diese dann auf die Punkte reduzieren, die wir gemeinsam erreichen k\u00f6nnen. Es ist kein sozialistisches Programm, aber ein positiver Anfang, wenn die Regierung wirklich bereit ist, die Situation konkret zu verbessern und die Punkte umzusetzen.<\/p>\n
\nCarolus: Der Unterschied zwischen uns und der PSUV liegt zwischen Kommunismus und Sozialdemokratie. Das ist f\u00fcr uns im Moment nicht der Hauptpunkt, aber wir k\u00e4mpfen f\u00fcr den Sozialismus. Sozialismus, das ist die Befreiung der Menschen von der Ausbeutung, die Macht an die Arbeiterklasse und Lohnabh\u00e4ngigen und Arbeitenden.
\nUnsere theoretische Grundlage ist der Marxismus-Leninismus und wir k\u00f6nnen im 200. Jahr des Geburtstags von Karl Marx beweisen, dass in Venezuela schon gro\u00dfe Fortschritte gemacht wurden, speziell im \u00dcberbau. Marx spricht ja von der \u00f6konomischen Basis und vom \u00dcberbau. Aber was ist das letztlich Entscheidende? Die \u00f6konomische Basis. Das bedeutet, dass auch das Bewusstsein der Menschen letztlich durch die \u00f6konomische Situation bestimmt ist. In diesem Punkt gab es ein falsches Verst\u00e4ndnis in den ganzen fortschrittlichen Prozessen in Lateinamerika \u2013 in Argentinien, in Brasilien mit Lula, in Ecuador mit Correa etc. Sie konzentrierten sich alle auf den \u00dcberbau \u2013 Erziehung, Gesundheitswesen, Wohnungsbau, neue Verfassung, partizipative Demokratie, Kultur, Sport, alles h\u00fcbsch, sch\u00f6n und gut. In Venezuela funktionierte das auch alles und als der Erd\u00f6lpreis sehr hoch war, konnte man viel Geld in die Entwicklung es \u00dcberbaus stecken. Durch den Fall des Erd\u00f6lpreises hat uns aber die Realit\u00e4t getroffen.
\nDieser Punkt ist einer der Hauptpunkte der kommunistischen Partei, der zu konkreten Unterschieden mit der PSUV f\u00fchrt, die nat\u00fcrlich auch aus verschiedenen Gruppen besteht. Der gro\u00dfe Teil glaubt immer noch, dass man innerhalb des Kapitalismus umfassende Reformen und ein menschliches Leben erk\u00e4mpfen kann. Und der Kapitalismus, die USA, beweisen uns das genaue Gegenteil: Sie zeigen uns, dass wir unsere \u00d6konomie nicht unter Kontrolle haben, sondern dass sie sie unter Kontrolle haben \u2013 durch die Privatindustrie, durch die internationalen Monopole, im Lebensmittelbereich, im Pharmabereich, in der Landwirtschaft. Sie benutzen das jetzt als konkrete Waffe gegen Venezuela und gegen den progressiven Prozess.<\/p>\n
\nCarolus: Einige glauben, mit guter Zusprache oder mit einem Dialog k\u00f6nne man den Klassenfeind \u00fcberzeugen, dass er nicht mehr ausbeutet oder weniger ausbeutet. Das ist eine Illusion. Es hat sich in Venezuela zwar etwas verbessert, aber wir leben immer noch im Kapitalismus. Wir haben, wie es weltweit auch ist, einen kleinen Teil der Superreichen und eine gro\u00dfe Masse, der immer noch viele Dinge fehlen, obwohl die Armut abgenommen hat. In Venezuela existiert mit dem Kapitalismus auch immer noch die Ausbeutung. Mit der reinen christlichen N\u00e4chstenliebe k\u00f6nnen wir die Ausbeutung nicht besiegen, maximal lindern.<\/p>\n
\nAndrea, Frankfurt<\/p>\n